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Gedenken

78. Jahrestag der Reichspogromnacht

Die Geschwister Edith, Egon, Charlotte und Margot Lapp auf einer Aufnahme von 1957. Sie galten im Dritten Reich als „Halbjuden“ und wurden als junge Leute ins Konzentrationslager verschleppt. Repro: Fauerbach
Die Geschwister Edith, Egon, Charlotte und Margot Lapp auf einer Aufnahme von 1957. Sie galten im Dritten Reich als „Halbjuden“ und wurden als junge Leute ins Konzentrationslager verschleppt. Repro: Fauerbach

Mit einem Film über die Bad Vilbeler Familie Lapp am 9. November und einer Gedenkveranstaltung am 10. November wird an die Reichspogromnacht von 1938 erinnert und es werden die Opfer gewürdigt.

Bad Vilbel. Eine wahre Geschichte aus Vilbel ist das Schicksal der Familie Lapp. Erzählt wird sie im Film „Von Vilbel nach Theresienstadt und wieder zurück“. Ihn zeigt der Verein für Geschichte und Heimatpflege im Kino Alte Mühle am Mittwoch, 9. November, 19.30 Uhr, Einlass ist ab 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Im Film erfahren die Zuschauer von Egon Lapp, was seine Familie durchlebte, wie sich die Vilbeler, Nachbarn und Freunde, ihnen gegenüber vor der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler und danach sowie auch nach dem Ende des Krieges 1945 verhielten.

Egon Lapp, Sohn von Karl und Helene, hat seine Erlebnisse und Erinnerungen im Rahmen eines gefilmten Interviews geschildert. Dieser Film wurde 2015 überarbeitet, neu geschnitten und mit Dokumenten, Bildern sowie Texten ergänzt.

Die Reichspogromnacht vom November 1938 jährt sich zum 78. Mal. Die jüdische Gemeinde Bad Vilbel und der Magistrat laden aus diesem Anlass zu einer Gedenkveranstaltung für Donnerstag, 10. November, 18 Uhr vor das historische Rathaus am Marktplatz mit dem Gedenkstein ein. Dieses Mahnmal erinnert an die in den Jahren 1933 bis 1945 verfolgten, verschleppten und ermordeten jüdischen Bürger Vilbels. Bei schlechtem Wetter findet die Veranstaltung im Alten Rathaus statt.

Ansprachen halten Vered Rosa Zur-Panzer, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Bad Vilbel, Bürgermeister Thomas Stöhr und Rabbiner Rouven Unger aus Frankfurt. Es singt der Chor „Shalom Singers“ der jüdischen Gemeinde Frankfurt.

Am 9. und 10. November 1938 wurden in einer organisierten und gelenkten Aktion in fast ganz Deutschland Leben, Eigentum und Einrichtungen von jüdischen Bürgern zerstört. Es wurden Synagogen und jüdische Friedhöfe entweiht, Geschäfte und Wohnungen wurden überfallen, geplündert und viele Juden verhaftet, vertrieben, ermordet oder in den Suizid getrieben. Auch in Vilbel erfolgten am 10. November 1938 Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung und deren Eigentum.

Die Pogrome vom November 1938 markieren den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die ab 1940 in den Holocaust mündete. (fau/hir)