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Größter Umbruch – Einsatzabteilung schrumpft innerhalb eines Jahres um elf Aktive

Die Personalsituation der Bad Vilbeler Feuerwehr bereitet Stadtbrandinspektor Matthias Meffert Sorgen. In der Hauptversammlung der Wehr in der Gronauer Breitwiesenhalle breitete er die Problematik vor 79 Mitgliedern aus.

Bad Vilbel. Die deutschen Feuerwehren stünden vor dem größten Umbruch seit Gründung der Republik, sagt Meffert. Die gewandelte Altersstruktur und die knappen Kassen der Kommunen „gefährden unser flächendeckendes Netz für schnelle Hilfe“. Bad Vilbel stehe noch relativ gut da, aber die Mitgliederzahlen gingen deutlich zurück.

In nur einem Jahr habe sich die Einsatzabteilung um elf auf nur noch 177 Kräfte reduziert. Kaum jemand aus der Bevölkerung interessiere sich für die Mitarbeit in den Einsatzabteilungen. Zum Glück gebe es „Quereinsteiger“, aktive Feuerwehrleute, die nach Bad Vilbel zugezogen seien und sich engagierten – immerhin sieben Personen. Feuerwehrdezernent Jörg Frank (CDU) bemühe sich zwar, etwa über 400-Euro-Stellen bei der Stadt, Aktive zu gewinnen. Doch die Sache komme nicht voran, sagte er.

Mehr Aufgaben

Den Schwund erklärt Meffert außerdem mit immer mehr „von Juristen gefeilten Dienstvorschriften“, die die Arbeit einer Führungskraft erschwerten, und die Übernahme von immer mehr Aufgaben. Meffert: „Brandbekämpfung ist nur noch ein kleiner Teilbereich.“

Technische Hilfeleistungen, Aufgaben im Umweltschutz, Brandschutzerziehung sowie sogar medizinische Erstversorgung habe sich die Feuerwehr aufgehalst – und das „ohne Druck von außen“. Die Angehörigen werden überfordert, sagt er, immer mehr aktive Feuerwehrleute verließen vorzeitig die Einsatzabteilungen. Auch die Freistellung der Feuerwehrangehörigen durch ihre Arbeitgeber, gesetzlich geregelt, stoße in der Praxis auf Schwierigkeiten, so dass vor allem am Tage die Einsatzbereitschaft auf wackligen Beinen stehe. Der stellvertretende Wetterauer Kreisbrandinspektor Michael Kinnel nahm den Faden auf. Nur in Deutschland und Österreich sei der aktive Brandschutz ehrenamtlich organisiert. Die Klagen der Kämmerer, sie hätten kein Geld, um genügend hauptamtliche Feuerwehrleute zu beschäftigen, seien permanent. Kinnel: „Ich habe noch nie einen Kämmerer erlebt, der sagt, er habe Geld.“ Dabei werde nur ein Prozent der Etats für die Sicherheit ausgegeben, stellte er klar.

Zu den Zusatzaufgaben, die Meffert aufgezählt hatte, bemerkt Kinnel: „Ist wirklich alles sinnvoll, was wir zusätzlich machen?“ Als Beispiel verweist er auf „die Verpflichtung zu Brandmeldeanlagen im Baurecht“. Die sei von Politikern gemacht, „und wir müssen die dauernden Fehlalarme ausbaden“. Wirksame Verbesserungen wie die Digitalisierung des Funkverkehrs sei zwar jahrzehntelang diskutiert und die neuen Funkgeräte könnten demnächst vom Land angefordert werden. „Aber vor 2014 kommt keine digitale Alarmierung.“

Zahlreiche Ehrungen

Wahlen standen nicht an, Diskussionsbeiträge zu den Vorstandsberichten blieben aus. Es galt aber, eine Reihe von Beförderungen und Ehrungen vorzunehmen. So wurden neun Feuerwehrmann-Anwärter begrüßt, acht Personen – darunter drei Frauen – zum Feuerwehrmann/-Frau ernannt. Es gibt jetzt vier neue Ober-, sieben neue Hauptfeuerwehrmänner und mit Oliver Rodriguez einen neuen Löschmeister. Zu Hauptlöschmeistern wurden Matthias Pöschko, Frank Schulz und Simon Witt befördert. Der stellvertretende Stadtbrandinspektor Karlheinz Moll ist nunmehr formell Oberbrandmeister.