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Grüne können mit Schwarz & Rot – Karbener Partei will pragmatisch mitgestalten, etwa Biotope statt eines Stadtparks

Karben. Es war eine kurze Episode: Fünf Jahre lang bis 2006 hatten die Grünen in Karben als Mehrheitsbeschaffer der SPD das Sagen. Bis ihr Stadtrat Dr. Gerd Rippen vergangenen April ausschied, saßen sie auch noch auf der Regierungsbank. Das, räumt Vorstandssprecher Mario Schäfer ein, sei eine Zeit der Lähmung gewesen. Ein wenig befreit wirke es, nun komplett in der Opposition zu arbeiten, sagt Fraktionschef Gerrit Rippen. „Man muss keine Rücksicht nehmen, die Fronten sind klarer.“

Auch die zwischenzeitliche Lähmung der Parteiarbeit sei überwunden, freut sich Rippen. Bei der Mitgliederzahl gebe es „deutliche Zuwächse“ – wenngleich er konkrete Zahlen nicht nennen mag. Eine Gruppe von zehn bis zwölf Aktiven habe das Wahlprogramm erarbeitet.

„Wir wollen nicht nach hinten schauen und uns gegenseitig auf die Füße treten“, sagt Peter Hofmann. „Es geht um eine Neubesinnung.“ Karbens Energiebedarf wollen die Grünen komplett aus örtlicher Erzeugung decken, die Stadtwerke sollen das Stromnetz übernehmen. Bürger sollen sich ehrenamtlich in der Kinderbetreuung engagieren, eine Kita als Kinder-Bauernhof gestaltet werden. Mehr Busverkehr an Wochenenden, Nacht-S-Bahnen oder Nachtbusse von und nach Frankfurt sowie Busverbindungen nach Bad Homburg und Nidderau fordern die Grünen. Und dass das Radwegenetz in der Stadt sowie in die Nachbarorte schnell ausgebaut wird. Junge Firmen sollen sich in einem Gründerzentrum entwickeln können.

Investoren sollen helfen, um im Degenfeldschen Schloss in Groß-Karben eine Generationen übergreifende Wohnanlage zu initiieren. Die Stadtteile sollten maßvoll wachsen, damit sich Nahversorgung hält oder etablieren kann. Statt zuletzt 7,3 Prozent hoffen die Grünen auf „zehn plus X“. Angesichts guter Umfragewerte für die Partei nennt Rippen das „tiefstapeln“.

Mitregieren möchten die Grünen gerne. „Weder eine Kooperation mit der SPD noch mit der CDU schließen wir aus.“ Viel trenne die Grünen aber von Freien Wählern und FDP, sagt Mario Schäfer. Und Rot-Rot-Grün? „Das fällt dem einen schwerer als dem anderen“, druckst er herum.

Schnittmengen mit der CDU gibt es, weil sich dort „zumindest an der Spitze“ etwas getan habe, findet Rippen. Solaranlagen, Biogas, Windkraft wollen beide. Im Stadtzentrum aber möchte die Öko-Partei ein zweites „grünes Band“ entstehen lassen: naturbelassene Biotope statt eines teuren SPD-Stadtparks. Und eine Bebauung dort? „Das beißt sich zwar“, sagt Peter Hofmann, „aber das wollen wir mit den Investoren verhandeln.“

Er setzt auf die „positiven Formen der Zusammenarbeit mit der Stadtregierung“ von Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Auch in Sachen Sparen sind die Grünen auf dessen Linie. „Neue Schulden“, erklärt Rippen, „sind nicht unser Weg.“ (den)