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Heißer Empfang am Schöllberg-Nicht nur Vilbeler feuern die Eisernen an, unter anderem war auch Paul aus Neuseeland an der Strecke engagiert dabei

Bad Vilbel. Volksfeststimmung herrschte schon lange, bevor Faris Al-Sultan bereits um 9.39 Uhr den Schöllberg als Erster hoch radelte. „War er das schon?“ Viele hatten noch gar nicht mit ihm gerechnet und wurden erst durch die Anfeuerungsrufe der Umstehenden aufmerksam. Anerkennendes Raunen ging durch die Menschenmassen.

„Naja, er kommt ja nochmal“, trösteten sich die, die nicht aufgepasst hatten. Und mit ihren Mienen hellte sich der Himmel auf. Sogar ein, zwei Sonnenstrahlen wurden gesichtet. Sie konnten ausgiebig genossen werden, ehe der Franzose Patrick Vernay vom Biwer-Kreisel auf den Berg einbog. Weit auseinander gezogen war die Spitze. Aber kein Cameron Brown weit und breit. Dabei hatte Paul extra die neuseeländische Flagge für seinen Landsmann mitgebracht. Seinen Europa-Trip hat der Triathlet von der anderen Seite unseres Planeten eigens so geplant, dass er während des Ironman Frankfurt seine Freundin Julia Stehle aus Mainz besuchen konnte. Julia gehört dem Triathlon-Team Rhein-Main an.

Die Bad Vilbeler Fahnen wurden vor allem am Stimmungsnest der Druckerei Spiegler oberhalb der Kirche Verklärung Christi hoch gehalten. Doch während man auf die eigenen Leute wartete, feuerten Organisatoren und Gäste jeden Einzelnen an, der sich den Berg hoch quälte.

Nicht die Steigung allein flößt den Athleten am Heartbreak-Hill Respekt ein, sondern die scheinbare Endlosigkeit dieser Steigung. Umso mehr freut sich jeder über Anfeuerungsrufe, Getröte und den Applaus mit den Klatschhänden. Und einer ganz besonders über die neuseeländische Flagge, die ihn ein Stück begleitete. Paul schaffte es tatsächlich, bergauf mehrere hundert Meter neben seinem Favoriten her zu laufen, die Fahne zu schwenken und ihn durch Zurufe zu motivieren.

Auf den letzten Metern der Steigung oberhalb des Heilsbergkreisels griffen die Athleten gern nach den Flaschen, die ihnen Benjamin Hermann und 120 weitere Freunde vom Triathlonteam Eintracht Frankfurt entgegen hielten. 4500 Flaschen Wasser und im idealen Verhältnis gemischte Iso-Getränke waren für die 2300 Teilnehmer vorbereitet worden. Zu essen gab’s Energieriegel und Bananen. „Wir sind alle selbst aktive Sportler und wissen genau, was unsere Kameraden am Ende dieses Berges brauchen“, erklärte Crew-Captain Yve, die bürgerlich Yvonne Hahn heißt und 2012 Jahr selbst mitmachen möchte. „Natürlich ist der Ironman Frankfurt das Ereignis, auf das man das ganze Jahr über mindestens 15 bis 20 Wochenstunden hin trainiert“, sagt sie. Dass die Strecke praktisch vor der Haustür liegt, sei ein kleiner Heimvorteil. Dennoch bräuchten die Athleten bei diesem Wetter eine besondere Motivation. Der Flüssigkeitsbedarf sei kaum geringer als bei heißem Wetter, denn mit den Getränken werden wichtige Mineralien, Kohlenhydrate und genug Kalorien aufgenommen, die verhindern, dass die Kraft ausgeht.

Das konnte auch den Zuschauern nicht passieren, denn die Feuerwehr Heilsberg hatte auf dem Lidl-Parkplatz Getränkekühlschränke, Kaffeemaschine und Grill angeworfen. Zuerst gab’s vor den leeren, feuchten Tischen und Bänken etwas lange Gesichter, doch zur Mittagszeit waren fast alle Plätze besetzt. „Wie’s jetzt aussieht, werden wir unsere 800 Bratwürste doch noch los“, freute sich die Vorsitzende Ingrid Schenk.