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Hier geht’s Zug um Zug – Außenseiter gewinnt offene Stadtmeisterschaft der Vilbeler Schachfreunde

Bad Vilbel. Schachspieler gelten gemeinhin als große Schweiger. Und wer den Saal des Kurhauses betrat, fühlte sich versucht, auf Zehenspitzen zu gehen, um nicht zu stören: An den Tischen saßen 72 Turnierspieler vor den Brettern und kämpften um den Sieg im 21. Schnellschach-Open Bad Vilbel. Zu gewinnen waren der Pokal und 300 Euro Preisgeld.

Mucksmäuschenstill war es , nur das Klacken der Schachuhren war zu hören, wenn ein Spieler auf die Taste drückte. Doch in den Pausen wurde über Spielzüge und Punkte diskutiert, wurden Chancen abgewogen und Bekanntschaften erneuert. „Schach ist ein kommunikatives Spiel, auch wenn sich das die wenigsten vorstellen können“, sagt Holger Gronau, zweiter Vorsitzender der Bad Vilbeler Schachfreunde. Spieler jeden Alters träfen bei Partien aufeinander und es gehe auch immer um den Austausch von Ideen für Spielzüge.

Acht Stunden dauert das Turnier im Kurhaus, in elf Runden von jeweils fünfzehn Minuten werden Partien gespielt. „Schnell-Schach ist als Turniersport populär geworden, denn da passiert etwas auf dem Brett“, sagt Gronau und schaut zu, wie sich das Spiel am Tisch 26 entwickelt. Dort sitzen sich Thorsten Mack (34) aus Bad Vilbel und Johannes Karthäuser (12) aus Gummersbach gegenüber. Eine lange Bedenkzeit im Spiel kann sich keiner leisten. Wortlos werden Turm und Springer versetzt, die Dame über das Spielfeld geschoben oder Bauern geopfert. Ein schneller Griff zur Uhr und dann ist das Gegenüber dran. Mack gewinnt, Karthäuser verliert und sie schütteln sich die Hände. „Ich spiele, seit ich fünf war“, sagt Johannes in der Pause und brennt darauf, in der nächsten Runde zu gewinnen. Für das Turnier hat er gerne die weite Fahrt auf sich genommen.

An den Tischen 1, 2 und 3 sitzen die Spieler mit den meisten Punkten. Zu ihnen gehört auch der hessische Großmeister Jörg Hickel, dem viele einen Sieg zutrauen. Doch nach der Schlussrunde verteilen sich die Punkte anders und ein Außenseiter sichert sich den Pokal: Gottfried Schumacher aus Bad Godesberg. Zweitplatzierter ist Yuri Boidmann aus Remagen, und Großmeister Jörg Hickel aus Hofheim muss sich mit Platz 3 zufrieden geben. Der zwölfjährige Johannes hat sich einen Platz im Mittelfeld erobert wie sein Bad Vilbeler Turniergegner Mack aus der zehnten Runde.