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Irma Veps wilde Welt – Burgfestspiele: Theaterkeller mit temporeicher und spannender Gruselkomödie

Bad Vilbel. Der Theaterkeller in der Wasserburg gibt die passende Kulisse ab für die Gruselkomödie „Das Geheimnis der Irma Vep“. Im Zwielicht der Burgkatakomben fühlt sich Irma (Marco Zbinden) sichtlich wohl.

Das temporeiche spannend-komische Gruseldrama von Charles Ludlam verlangt den beiden Schauspielern Miriam Kohler und Marco Zbinden in mehrfacher Hinsicht Höchstleistung ab. Gute Kondition ist bei den fliegenden Kostümwechseln, den Tanz- und teils akrobatisch anmutenden Einlagen gefragt. Die Kunst der Verwandlung perfekt beherrschen die beiden Mimen auch bei den ständigen Wechseln ihrer Bühnenidentitäten. So verkörpern beide je vier Rollen. Miriam Kohler tritt als Lady Enid Hillcrest, die zweite Frau eines hochkarätigen Ägypto- und Sarkophagologen, vors Publikum, um gleich darauf wieder als Schweine hütender Troll Nikodemus Underwood, geldgieriger Reiseführer Alcazar und 3000 Jahre alte Mumie Pev Amri, durch eine der drei Bühnentüren zu treten. Auch ihr Kollege Marco Zbinden erweist sich in der Inszenierung von Jörn-Udo Kortmann als echter Schnellverwandlungskünstler. Er glänzt in der Rolle der undurchsichtigen, einem guten Schluck nie abgeneigten Haushälterin Jane Twisden, als Lord Edgar Hillcrest, Hausherr des geheimnisvollen Guts Mandacrest, als dessen verstorbene Gattin Irma Vep und nächtlicher Eindringling. Der herzhaft schwäbelnde Nikodemus Underwood und der Vampir in Wolfsgestalt jagende Gutsbesitzer scheinen ein schreckliches Geheimnis zu teilen. Der Stallknecht brabbelt geheimnisvoll vor sich hin „Brautbett, Kindbett, Totenbett“ und will die Fänge eines grünen Monsters gespürt haben.

Der mysteriöse Kult um Irma Vep – vor ihrem Bild über dem Kamin brennt ständig eine Kerze – setzte der ehemaligen Schauspielerin und neuen Hausherrin Lady Enid Hillcrest psychisch schwer zu. Ihre Ängste bestätigen sich, als sie im Salon von einem monströsen Wesen angegriffen wird. Ihr Gatte hat für die Sorgen seiner Frau wenig Verständnis, verbannt sie zeitweise sogar in ein Sanatorium, während er in Ägypten nach Altertümern forscht. Von dort bringt er einen Sarkophag mit, der einen neuen Platz im Salon findet.

Die Inszenierung im Spätprogramm der Burgfestspiele jongliert mit Übertreibungen, dem Zitat bekannter Klischees und Mythen aus der Welt des Grauens. Augenzwinkernd werden klassische Zitate geklaut, um mit ihnen komische Situationen geschickt zu kontrastieren.

Szenische Anleihen aus bekannten Theaterstücken und Filmen wie Hitchcocks „Rebecca“, „Dracula“ oder Polanskis „Tanz der Vampire“ sind unverkennbar. Dazwischen streut das Duo unterhaltsame Dialoge in einem Kauderwelsch aus Schwäbisch, Englisch, Bayerisch und Deutsch.

Die nächsten Termine: Freitag (27.Juli), 23 Uhr, Sonntag (29.Juli), 21 Uhr.