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Ironman hat die Region im Griff

Bad Vilbel/Karben. Mehr Menschen noch als in den vergangenen Jahren strömten am Sonntag früh zum so genannten Heart Break Hill, um mit zu erleben, wie sich gestählte Ironmänner den Schöllberg hinauf quälten. Mit Klatschnudeln, Rasseln und Pfeifen wurden die Triathleten stürmisch angefeuert. „Du schaffst es!“, riefen Zuschauer einigen zu, die sichtlich angestrengt in die Pedalen traten. Andere radelten entspannt wie beim Sonntagsausflug an den Massen vorbei, winkten, lächelten und feuerten die Zuschauer mit fuchtelnden Armen an, mit ihrem Applaus nicht nachzulassen.

Auch am Streckenrand des mittlerweile berüchtigten Heart Break Hill war der Ironman wieder ein anstrengendes Sportereignis. Einige Genießer schafften es aber doch, im mitgebrachten Liegestuhl, im Gras des Mittelstreifens, auf einer Bierbank oder einfach auf dem Asphalt alle Viere von sich zu strecken, und die Weltelite vermischt mit gestählten Freizeitsportlern an sich vorbei ziehen zu lassen.

Noch bei der Suche nach dem besten Platz waren die Leute, als viel früher als erwartet Farid Al Sultan vom Biwer-Kreisel aus den Schöllberg anging. Bereits um 9.35 Uhr passierte er die Zeitnahme beim HR-Podest an der Berliner Straße. Vor Bewunderung raunend konnten die meisten Zuschauer dem zu diesem Zeitpunkt Führenden nur hinterher gucken. „Das Wetter ist ideal und die neue Strecke im Langener Waldsee ist anscheinend schneller“, erklärte Heike Klause, deren Mann Andreas um 6.45 Uhr mit den 300 Ersten ins Wasser gehüpft war. Der Mitarbeiter bei der Druckerei Spiegler hatte sich vorgenommen, seine Vorjahreszeit von zehn Stunden und acht Minuten diesmal auf neun Stunden, 45 Minuten zu verbessern. Doch er lag schon kurz vor Ende der ersten Radrunde sogar weitere acht Minuten besser im Zeitplan. Grenzenloser Jubel, als er bereits um 10.13 Uhr mit der Startnummer 375 an der Spiegler-Station mit Grillwürstchen und Getränken vorbei rauschte. „Hawaii, wir kommen“, rief Ralf Spiegler übermütig ins Mikrofon.

Natürlich war der Jubel nicht geringer bei Manuela Weißbarth, die ebenfalls von der Druckerei gesponsert wurde. Zwölf Stunden, 23 Minuten hatte sie sich als Ziel gesetzt, und auch sie lag schon fünf Minuten besser in der Zeit. Noch lauteres Getöse und weithin unüberhörbare Anfeuerungsrufe gab es, als Timo Bracht als Sechster den Schöllberg bezwang. Sein Fanclub war mit einem großen Reisebus zum Heart Break Hill gekommen, um den Vorjahressieger wieder an die Spitze zu schreien.

Auch deutlich ruhigere Aufmunterungen zum Durchhalten gab es. So stand ein Mädchen schweigend lächelnd mit großem Sonnenschirm am Straßenrand, an dem ein einfaches Schild mit dem Namen „Arne“ hing. Jana Rademacher aus Kassel kritzelte in den Lücken zwischen den Athleten mit gelber Kreide eine Anfeuerung für „Papa Jürgen“ auf die Fahrbahn. „Wir sind noch überzeugtere Fans als die von Timo Bracht“, behauptete die Mama mit dem zweijährigen Sohn Michel, der Papa Jürgen Daumen drückte, weil der aus Zeitmangel praktisch ohne Training in den Wettkampf ging. „Aber er hat schon fünf Triathlons mitgemacht und hofft, in zwölf Stunden das Ziel zu erreichen“, beruhigte sich Jana selbst.

Von der Perlschnur der Stimmungsnester den Berg hinauf war jenes der Freiwilligen Feuerwehr Heilsberg am Lidl-Parkplatz das Höchste. „Und das gemütlichste“, behauptete Harald Möcker, der dort am Biertisch mit Frau und Freunden bei erfrischenden Getränken den schwitzenden Athleten zuschaute. (bep)