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Jetzt wird’s unschön!

Bad Vilbel. „Da verschlägt’s mir die Sprache“, gestand der sonst gar nicht um Worte verlegene CDU-Stadtverordnete Jens Völker, als er den Zettel bei einem Pressetermin mit der FNP beim Zugang zum „Christeneck“ am Ende der Danziger Straße entdeckte. „Christeneck – in Zukunft: Teufelseck“ lautete der Text darauf. Das Papier lag im Gras. Es war aus einer Schutzhülle gerutscht, die noch an einem Stock hing.

Eine Spaziergängerin, die zufällig dabei war, schüttelte nur den Kopf: „Das kann doch nicht wahr sein.“ Mit Entrüstung reagierte Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP): „Das glaub ich nicht. Diese Verteufelung der Jugendlichen ist doch das Allerletzte.“ Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) findet die Äußerung „nur traurig“.

Erinnerungen werden wach an den Widerstand gegen die Bebauung der Ami-Wiese. Auch da sei nicht mit Samthandschuhen gekämpft worden, und bis heute würden durch Vorgänge auf den Baustellen Grenzen überschritten, so Völker. Aber Jugendliche offen zu verteufeln, das sei schon eine andere Qualität. Außerdem sei der Protest damals damit begründet worden, dass ein Platz für Jugendliche erhalten bleiben solle, während nun Jugendliche als Bedrohung, Störung, das Böse schlechthin dargestellt würden.

Bodenbrüter

„Das ist doch alles nur vorgeschoben, Jugendliche werden instrumentalisiert. Im Grunde geht es nur um Eigeninteressen“, meint die Spaziergängerin. Ob auch ein Bodenbrüter, der angeblich auf dem Christeneck entdeckt wurde, als Instrument zur Verhinderung des Jugendgeländes dient? „Wir nehmen diesen Hinweis sehr ernst“, versichert Michael Elsass, Pressesprecher des Wetteraukreises, nach Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde.

Ein unabhängiger Gutachter wurde von der Stadt schon beauftragt. „In spätestens vier Wochen, aber vermutlich viel früher“ werde er seine Ergebnisse vorlegen. Dann sei zu entscheiden, ob ein möglicher Bodenbrüter in seinem Bereich geschützt oder umgesiedelt werde.

Da das Christeneck bis vor kurzer Zeit noch landwirtschaftlich bewirtschaftet wurde, ist es für Völker „kaum vorstellbar, dass sich so schnell ein unersetzbarer Lebensraum entwickelt hat. Der Vogel wird ein paar Meter weiter auf der Frankfurter Streuobstwiese auch einen schönen Brutplatz finden.“ Der für die Ferienzeit vorgesehene Baubeginn für die 7000 Quadratmeter große Dirtbike-Bahn verzögert sich nun. „Solange geprüft wird, dürfen wir nichts machen“, erklärt Sozialamtsleiterin Gesine Wambach.

Ob nun der Aushub der Europäischen Schule in Dortelweil für den Bau der Bahn verwendet werden kann, wie es vorgesehen war, ist laut Erstem Stadtrat Jörg Frank (CDU) fraglich. Möglicherweise müsse das Erdreich aus Dortelweil auf eine Deponie abtransportiert und später anderes Baumaterial auf den Heilsberg angefahren werden. Frank: „Das wird zwar teurer, aber wir wollen ja keinen Bodenbrüter überschütten.“

Politischer Konsens

Dass die Pläne für das Jugendgelände mit Jugendhaus auf dem Christeneck trotz aller Widrigkeiten umgesetzt werden können, davon ist Völker überzeugt. „Es gibt einen breiten politischen Konsens für das Konzept, das die CDU mit ihrem Antrag im Ortsbeirat im Mai 2011 auf den Weg gebracht hat.“

Natürlich seien auch die Alternativen geprüft worden. Am Feuerwehrhaus stehe kein Außengelände zur Verfügung. Die 10 000 Quadratmeter große Zigeunerwiese werde bekanntlich mit dem Feuerwehrhaus bebaut, „und im Dezember hat sich der Ortsbeirat einstimmig dafür ausgesprochen, dass dort auch das neue Bürgerhaus gebaut werden soll. Wo soll dann noch ein Jugendhaus hin?“

Das Christeneck biete hingegen mit seinen 48 000 Quadratmetern breite Entwicklungsmöglichkeiten.

Der Heilsberger Ortsbeirat wird sich mit dem Thema in seiner Sitzung am 30. August befassen; die FDP will die Diskussion mit den Bürgern bereits am 6. August (Montag) fortsetzen. Das Stadtteilgespräch beginnt um 19.30 Uhr im „Brünner Eck“ (Ecke Alte Frankfurter Straße / Brünner Weg).