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„Kantine“ abgemäht – Jagdpächter Schmidt hat extra für die Tiere Wildkräuter aussäen lassen

Bad Vilbel. Ein Wildacker am Rande des Stadtwaldes hätte in diesem Winter ein Futter-Refugium für Tiere sein sollen. Jagdpächter Reinhard W. Schmidt hatte dort im Frühjahr eigens diverse Wildkräuter durch einen Landwirt aussäen lassen. Ein Unbekannter hat jedoch das zirka 4000 Quadratmeter große Feldstück „Am Nosselt“ einfach abgemäht. Er muss das Gelände gezielt angesteuert haben, denn der Wildacker ist links und rechts durch Zäune von angrenzenden Flächen abgetrennt.

Der Jagdpächter fragte bei der Stadt nach der Eigentümerin des Geländes. Doch dort gab man sich ahnungslos, niemand wisse, wer dort gemäht haben könnte. Auf diesem Wildacker seien bereits 2006 eine Wildkräutermischung mit Sonnenblumen, aber auch Disteln und samentragende Stauden angelegt worden, erläutert Schmidts Jagd-Kollege Björn Nyquist. Es gebe ein gemeinsames Interesse von Jägern und Naturfreunden, den Tieren im Winter bei der Futtersuche zu helfen.

Der Wildacker hätte wirkungsvoller als das ganze Auslegen von Vogelfutter sein können, stimmt Heinz Gilbert zu, der Vorsitzende des Vereins für Vogelschutz und Landschaftspflege. Allein 15 Vogelarten lebten auch im Winter im Stadtwald, darunter Meisen, Stieglitze, Goldammer und Distelfink. Hinzu kämen zahllose Insekten, die sich in den hohlen Halmen einnisteten, aber auch Niederwild wie Fasanen und Rebhühner, sowie Rehe, Hasen und Kaninchen. Diesen Tieren hätte der Wildacker mit seinen hoch gewachsenen Kräuterhalmen nicht nur Nahrung, sondern auch Deckung geboten.

Früher seien die Ränder von Äckern nicht abgeerntet worden, um dort kleine Biotope zu schaffen, erinnert sich Gilbert. Doch inzwischen seien diese Schutzflächen verschwunden: „Heute gibt es da keinen Übergang mehr.“ Wenig Schutzräume hätten die Tiere auch, weil der Stadtwald intensiv als Freizeitgelände genutzt werde, ergänzt Nyquist: „Das Wild ist gestresst.“ Wie ein richtiger Wildacker aussehen kann, zeigt Nyquist am anderen Ende der Stadt, an der Grenze zu Berkersheim. „Am Hainborn“ wurde ein ebenfalls 4000 Quadratmeter großer Wildacker angelegt, dessen Bewuchs nur auf den ersten Blick wie Unkraut aussieht. Im Gegensatz zu dem „abgeernteten“ Acker weist ein Schild: „Biotop-Hegefläche“ auf das Futter-Refugium hin.