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Kein Hort-Platz? – Durch mehr Kleinkindbetreuung drohen Schüler-Angebote zu schrumpfen

Bei der Kleinkindbetreuung wird mächtig aufgesattelt, dafür will Karben nun wohl bei Hortangeboten knapsen. Das spüren die Eltern in zwei Stadtteilen schon – und es bringt sie in die Bredouille.

Karben. Aus Dortelweil ist Familie Taphorn vor wenigen Monaten nach Klein-Karben gezogen. „Hier konnten wir uns ein Haus leisten“, erklärt Mutter Claudia (39). Im August soll Sohn Simon (5) auf die Selzerbachschule gehen. Dazu wollte seine Mutter ihn im Hort Kinderhaus anmelden. Doch sie bekam eine Absage, weil ja ein Ganztagsangebot an der Schule starte.

Das aber ist nicht in trockenen Tüchern. Auch rechnet Claudia Taphorn nicht damit, dass es vom Start an verlässlich sein wird. Diese Erfahrung machte sie mit ihrem Erstgeborenen Luis (10) an der Dortelweiler Regenbogenschule. „Wenn man arbeitet, kann man damit nicht planen.“

Unklarheit bleibt

Auch Bürgermeister Guido Rahn (CDU) kann Claudia Taphorn und wohl diverse andere Eltern nicht beruhigen. „Solange wir nicht wissen, wie es in der Schule weitergeht, werden im Hort keine neuen Kinder aufgenommen.“ Er geht davon aus, dass viele Kinder ins Ganztagsangebot wechseln, weil es kostenlos ist, anders als der Hort. Die Kapazitäten im Kinderhaus will er für eine weitere Kindergartengruppe nutzen, die aus der Nachbar-Kita Wirbelwind umzieht. Im Wirbelwind wäre dann Platz für mehr Kleinkinder. Die fehlenden Zusagen für den Hort geißelt auch der Stadtelternbeirat. Es bleibe dann nur „eine sehr kurze Zeit für Eltern, die ihre Existenz organisieren müssen“, mahnt Vorsitzender Andreas Gerhardus. Und SPD-Sozialpolitikerin Brigitte Ridder erinnert, dass Ganztagsschulen angesichts ihres frühen Schlusses – an der Selzerbachschule wohl 14.30 Uhr – „nicht für Arbeitnehmer funktionieren“. Das berücksichtige die Stadt, erklärt der Bürgermeister. „Wir schaffen Lösungen für die Nachmittage bis 16.30 oder 17 Uhr.“ In Ferien sollen die Kinder in Horten unterkommen.

Ein ähnliches Problem haben die Okarbener. Dort will die Stadt das Hort-Angebot für 26 Kinder umstrukturieren, hat sogar schon den Vertrag mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) als Betreiber gekündigt. „Nur vorsorglich“, versucht der Bürgermeister zu beruhigen. Die Stadt sehe es nicht ein, für das Nutzen von Klassenzimmern jährlich 6000 Euro an den Wetteraukreis zahlen zu müssen, „dafür, dass wir seine Schüler in seinen Räumen betreuen“. Auch sieht Guido Rahn die Schulen in der Pflicht. „Solange wir das Rundum-Sorglos-Paket stricken, lehnen sie sich zurück.“

Was ist in Okarben?

Die Okarbener Eltern schreckt das auf: „Wie soll es weitergehen?“ will Charles Schmahljohann wissen, Vater eines Hortkindes. „Wir wollen eine gleichwertige Schülerbetreuung in allen Stadtteilen anbieten“, sagt der Bürgermeister. Derzeit seien einige Stadtteile unterversorgt. Daher solle etwa Petterweil ab August ein besseres Angebot erhalten.

Aber will die Stadt nun Hort oder Schülerbetreuung bieten? „Das ist ja schon ein qualitativer Unterschied“, erinnert Brigitte Ridder. „Das werden wir diskutieren müssen“, meint Rahn. Die Stadt müsse es „auch stemmen können“, denn allein Okarbens Hort koste sie jährlich 130 000 Euro. Die Kommune steckt im Dilemma: Kleinkindbetreuung ist Pflichtaufgabe, die Horte betreibt sie freiwillig.

Der Kleinkinder wegen bei den Horten zu sparen, sei nicht sinnvoll, findet Mutter Taphorn. „Da wird mein Sohn betreut, wenn er klein ist, und man steht ratlos da, wenn er sechs wird.“ Da stimmt der Bürgermeister zu. Er verspricht, die Eltern im Januar an der Suche nach einer Lösung beteiligen zu wollen. Was Charles Schmahljohann zumindest etwas beruhigt.

Nicht aber Claudia Taphorn. Sie fragt sich, wie sie es hinkriegen soll, weiter in Bad Vilbel zu arbeiten. „Auch eine Frühbetreuung ist wichtig, die Kinder haben nicht immer ab acht Uhr Schule“, erinnert sie. „Ich brauche einfach ein verlässliches Angebot.“ (den)