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Keine Mehrheit für CDU/FDP in der neuen Stadtverordnetenversammlung

Die Wahlbeteiligung in Bad Vilbel liegt bei 57,68 Prozent und ist damit im Vergleich von vor fünf Jahren um etwas mehr als drei Prozent gestiegen. Die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer hatten auch am Montag noch alle Hände voll zu tun um die Personenstimmen auszuzählen. Foto: Niklas Mag
Die Wahlbeteiligung in Bad Vilbel liegt bei 57,68 Prozent und ist damit im Vergleich von vor fünf Jahren um etwas mehr als drei Prozent gestiegen. Die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer hatten auch am Montag noch alle Hände voll zu tun um die Personenstimmen auszuzählen. Foto: Niklas Mag

Stimmenanteil der Grünen steigt von 16 auf über 29 Prozent

Von Patrick Eickhoff

Bad Vilbel. Schwarz-Grün? Schwarz-Rot? Grün-Rot-Gelb? Welche Koalition künftig in Bad Vilbel regieren wird, das müssen in den kommenden Wochen die Sondierungsgespräche der Parteien zeigen. Fest steht jedoch: Mit den Grünen gibt es einen eindeutigen Wahlsieger. Dagegen fuhren CDU und SPD Verluste ein und mit der AfD zieht eine neue Fraktion ins Parlament ein.

Die finale Auszählung der Stimmen hat am Montag für verschiedene Gemütslagen gesorgt.
Lagen CDU und Grüne nach dem Trend-Ergebnis am Sonntagabend nur fünf Prozent auseinander, waren es am Montag nach dem Auszählen der kumulierten und panaschierten Stimmen dann doch elf Prozent Unterschied. Dennoch gehen die Christdemokraten bei dieser Wahl unter besonderen Vorzeichen als Verlierer hervor, verzeichnen ein Minus von acht Prozent. Die 40,73 Prozent bezeichnet Vilbels Parteivorsitzender Tobias Utter als »herben Verlust«.

Utter sagt: »Natürlich haben wir uns mehr erhofft und sind enttäuscht.« Man sei zwar in Bad Vilbel immer noch stärkste Kraft, aber die Verluste trüben die Stimmung bei den Christdemokraten. Haben die Probleme der Bundes-CDU eine Rolle gespielt? »Das kann sein, aber man muss auch nicht immer die Schuld bei anderen Dingen suchen. Das hat mit Sicherheit mehrere Gründe. Wir haben etliche Projekte angepackt, allerdings sind einige davon auch nicht fertig. Wir haben im Wahlkampf versucht deutlich zu machen, dass wir Vilbel auch eine Verschnaufpause ohne neue Baugebiete gönnen wollen. Das ist nicht gut genug rübergekommen oder verstanden worden.«
Vilbel müsse zusammenwachsen, auch mit Blick auf den Hessentag 2025. Und mit wem wächst die CDU künftig zusammen? »Wir werden mit allen demokratischen Parteien sprechen, nur mit der AfD nicht«, sagt Utter. »Dann muss man sehen, mit wem es Gemeinsamkeiten gibt.« Ausschließen möchte der Parteivorsitzende nichts. »Wir sind ganz am Anfang. Im Optimalfall haben wir bis zu den ersten konstituierenden Sitzungen Klarheit. Eine Hängepartie in Bad Vilbel ist definitiv nicht das Ziel.«

Klarer Gewinner in der Quellenstadt: die Grünen. Die haben ihr Ergebnis fast verdoppelt – von 16 Prozent auf 29,44 Prozent. »Wir sind sehr glücklich«, sagt Spitzenkandidatin Kathrin Anders. »Wir fühlen uns natürlich auch bestätigt, für die Themen, die wir in den vergangenen Jahren gesetzt haben. Mit einer Verdopplung unseres Ergebnisses haben wir trotz eines erkennbaren Trends auch bei den vergangenen Wahlen nicht gerechnet. Wir sind sehr glücklich, dass es so gekommen ist.«
Die Grünen schwimmen auf der Euphoriewelle. Das spiegelt sich auch im Einzelstimmen-Ergebnis wieder. Anders verzeichnete dabei 10 269 Stimmen – nur der amtierende Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) holte mehr (11 040). »Eine sehr schöne Bestätigung für den familienfreundlichen Kurs. Zehn Jahre Arbeit, die heute auf den Tag genau so belohnt wird. Das macht mich natürlich stolz.«

Hahn (FDP) schließt Ampel-Koalition aus
In der Pflicht sieht die Spitzenkandidatin jetzt die Christdemokraten. »Die CDU ist die stärkste Kraft. Sie müsste einladen«, bringt sich Anders für mögliche Koalitionsgespräche in Stellung. »Der Wählerwille ist klar erkennbar. Und wenn man diesen ernst nimmt, dann sollte man mit uns reden. Wir brauchen mehr soziales Miteinander und keine verhärteten Fronten.« Sie meint, zwei Pole könnten durchaus Leute zusammenbringen, um abschließend zu betonen: »Wir sind der Gewinner der Wahl.«

Etwas anders sieht die Gefühlslage bei den Sozialdemokraten aus. Listenführer Bernd Hielscher sagt: »Wir haben vor der Wahl gewusst, dass es bei all den Umständen, die auch die Bundes-SPD betreffen, nicht einfach wird. Wir haben deshalb für uns gesagt, dass 15-Prozent-Plus ein gutes Ergebnis wäre. Das haben wir geschafft.« Man habe zwar auf 18 Prozent der Stimmen gehofft, diese aber knapp verfehlt. »Die Grünen sind durch die Decke gegangen, da muss man gratulieren. Genau wie der CDU«, so Hielscher. Dennoch zeige auch das Ergebnis der SPD, »dass unsere Themen wahrgenommen wurden.« Für Hielscher und die Sozialdemokraten heißt es jetzt: Abwarten. »Die CDU und die Grünen sind dran. Sie müssen sondieren, mit wem es die größten Schnittmengen gibt. Wir sind offen für Gespräche.«

Jörg Uwe-Hahn (FDP) sieht den Ausgang mit gemischten Gefühlen. »Es ist schade, dass es für eine weitere Zusammenarbeit mit der CDU nicht gereicht hat. Ich denke, wir haben in den vergangenen Jahren viel bewegt und zahlreiche Projekte angegangen.« Hahn ist der Meinung, »dass wir, wenn die Wahl ein paar Wochen später gewesen wäre, einen Sitz mehr hätten«. Der Trend sei definitiv steigend gewesen. »Von unserer Seite schließe ich keine Koalition aus, in der bestehende Projekte vorangetrieben werden«, sagt Hahn. Einer möglichen Ampel-Koalition erteilt der FDP-Vorsitzende jedoch eine klare Absage. Im Wahlkampf hätten die Grünen zu sehr gegen einzelne Personen geschossen. Das habe er in all den Jahren in Bad Vilbel so noch nie erlebt, sagt Hahn. »Nach dieser Stillosigkeit der Grünen im Wahlkampf wird es keine Koalition der FDP mit den Grünen geben.«

Die AfD, die erstmals ins Vilbeler Parlament eingezogen ist, wollte am Montag kein Statement abgeben, sondern erst mit dem Vorstand tagen.

Wer könnte mit wem? – Fraktionen stehen vor schwierigen Koalitionsverhandlungen

Bad Vilbel. Für das Stadtparlament gibt es 45 Mandate. Bei den Kommunalwahlen von 2016 erhielt die CDU 22 Sitze (bei einem Stimmenanteil von 48,3 Prozent) und die FDP drei (Stimmenanteil 6,7 Prozent). Somit konnten sie mit ihrer Koalition die Mehrheit stellen. Stärkste Oppositionsfraktion war damals noch die SPD mit zehn Stadtverordneten (Stimmenanteil 21,2 Prozent) vor den Grünen, die mit 16,0 Prozent der Stimmen damals sieben Vertreterinnen und Vertreter ins Parlament schicken konnten. Die Freien Wähler hatten 7,7 Prozent und stellten damit drei Abgeordnete.

Die CDU verlor nun am Sonntag vier Mandate, ihre Fraktion schrumpft damit auf 18 Stadtverordnete (Stimmenanteil 40,73 Prozent). Zwar konnte die FDP (6,52 Prozent) ihre drei Mandate verteidigen, aber für eine Mehrheit zusammen mit der CDU reicht es nun nicht mehr. Die Grünen steigert ihre Stimmenanteil auf 29,44 Prozent und schicken nun 13 ihrer Kandidaten in die Versammlung. Die SPD stellt mit 16,77 Prozent acht Abgeordnete. Die Freien Wähler kamen nur noch auf 2,88 Prozent, was gerade nur noch für ein Abgeordnetenmandat reichte. Die AfD, die in Bad Vilbel zum ersten Mal kandidierte, erhielt von den Wählern zwei Mandate zugewiesen. (hir)