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Kinder schnüren Ostpakete – Gerhard Stengel ist einer der Ruhelosen, die sich seit Jahren um Arme kümmern

Bad Vilbel. Nicht für sich selbst, sondern für arme Kinder im fernen Ungarn und Rumänien packten Leonie, Elisa und 22 andere Regenbogenschüler aus der Klasse 1b auf ihrer Weihnachtsfeier Päckchen, bastelten Weihnachtsengel und Nikoläuse. Die holte der ehemalige Vilbeler Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel ab, um sie mit weiteren 800 bis 900 Päckchen nach Gyula (Ungarn) und Deva (Rumänien) zu führen. Das macht er bereits seit 13 Jahren. Der 40-Tonner hat noch weitere Hilfsgüter mit an Bord: Krankenbetten, Röntgengeräte, Vitamine. 900 Euro koste ein Transport, doch das Geld sei gut angelegt. Die Organisation in eigener Regie sorge dafür, dass die Hilfe die Bedürftigen erreiche. Die Gefahr bestehe, dass die Eltern die Geschenke behielten und sie zu Geld machten.

In Rumänien arbeite er mit dem Franziskanermönch Bötje Csaba zusammen, der sich um Waisenkinder kümmere. Das Problem stamme aus der Ceausescu-Diktatur, als die Frauen den Auftrag hatten, Kinder zu gebären. Manche haben bis zu 15 Kinder, könnten sie aber nicht ernähren und setzten sie in größeren Städten auf der Straße aus. Csaba nimmt im ungarisch-rumänischen Grenzgebiet zirka tausend Straßen- und Waisenkinder auf, vermittele sie in Pflegefamilien und ermögliche ihnen eine Ausbildung mit guten Berufsaussichten. Bei einem Besuch habe er, Stengel, beobachtet, wie ein Kind, an die Kutte des Mönches geklammert, gesagt habe: „Das ist mein Jesus!“ Die Franziskaner-Stiftung benötige kaum mehr als einen Euro pro Tag, um den Kindern zu helfen.

Allein in Bad Vilbel sind bis zu 50 Helfer aus den Feuerwehren und dem Christopherusverein für die Weihnachtsaktion aktiv. Vor dem Abtransport öffnen sie alle Päckchen und füllen sie mitunter neu auf. Es gebe nämlich auch einige Zeitgenossen, die dort verschmutzte alte Schuhe oder zwei Jahre alte Schokolade hineinstopften, klagt Stengel. Für die Pakete kann er auf palettenweise angelieferte Schoko-Leckereien zurückgreifen, aber auch auf die Unterstützung der Lions Clubs in Vilbel und Friedrichsdorf sowie der Vilbeler Stadtwerke. Allein in diesem Jahr sei die Summe von 1,4 Millionen Euro zusammengekommen.