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Kinderporno-Prozess geht weiter-Ein Rosenkrieg? Bad Vilbeler geht gegen Urteil in Berufung – Stadt schaltet Polizei wegen anonymer Mail ein

Bad Vilbel. 1368 Bilddateien und 75 Videos mit Kinderpornografie soll der Familienvater aus dem Internet herunter geladen haben; sein damals 14-jähriger Sohn hatte sie durch Zufall entdeckt, die getrennt lebende Mutter und die Schwester erstatteten Anzeige. Am 1. August verurteilte das Amtsgericht Frankfurt den Bad Vilbeler zu sechs Monaten Gefängnis. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt (siehe FNP vom 2. August).

Ehrenamtlich ist der Vilbeler beim DRK engagiert – bislang als Bereitschaftsleiter. Diesen Posten legte er jedoch am vergangenen Freitag nieder – nachdem sich eine Person anonym per Mail bei der Stadtverwaltung darüber ereifert hatte, dass der Mann beim Open-Air-Kino im Schwimmbad mit einer 16-Jährigen den Sanitätsdienst versehen hatte. Die Stadt schaltete inzwischen die Polizei ein. Aus der DRK-Führung hieß es gestern, man habe erst unmittelbar vor dem Rückzug des Mannes von dessen Kinderpornografie-Bezug erfahren. Er habe sich beim DRK nie etwas zu schulden kommen lassen, habe im Gegenteil hervorragende Arbeit geleistet. Und er habe beim DRK nichts mit der Jugendarbeit zu tun gehabt. Alleinige Bereitschaftsleiterin ist nun Silke Zuschlag, die sich diese Aufgabe bisher mit ihrem Ex-Kollegen geteilt hatte. Juristisch ist der Fall noch nicht abgeschlossen.

Der Anwalt des Bad Vilbelers legte Berufung ein. Er hatte bereits beim Urteilsspruch vor dem Amtsgericht angekündigt, dass er das Strafmaß für zu hoch halte. Hintergrund: Strafen mit mehr als drei Monaten werden ins polizeiliche Führungszeugnis eingetragen. Das sei für seinen Mandanten „existenzvernichtend“. Die Berufung wird vor dem Landgericht Frankfurt verhandelt – laut Auskunft dort aber wahrscheinlich erst in fünf bis sieben Monaten.

Der Vilbeler selbst sieht sich als unschuldig. Er könne sich nicht erklären, wie die Kinderpornografie auf seine Festplatten kam, sagte er gestern auf FNP-Anfrage. Er mutmaßt einen Racheakt seiner von ihm getrennt lebenden Frau, spricht von einem „Rosenkrieg“. Sein Ehrenamt habe er niedergelegt, „weil ich das DRK aus der Sache raushalten will“. (zlp)