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Kuhls andere „Saiten“ – Dezent funkelnde Songs, Gipsy-Jazzstandards, Swing und Bossa-Nova-Klassiker

Diplom-Designer Friedemann Kuhl ist mit seinen Arbeiten in der Quellenstadt zahlreich vertreten. Er entwirft unter anderem Programmhefte, Flyer, Plakate und Banner für das Kulturamt und den Stadtmarketingverein. Dagegen wissen nur wenige von seinem vielfach ausgelebten musikalischen Talent.

Bad Vilbel. Aufgewachsen ist der gebürtige Vilbeler mit klassischer Musik. Sein Vater Norbert Kuhl war Musiklehrer am Georg-Büchner-Gymnasium. Der leidenschaftliche Musiker und strenge Pädagoge legte Wert auf eine gute musikalische Ausbildung seines Sohnes. Und so erhielt der Sohn hochkarätigen Trompetenunterricht bei Bernhard Schmid. Der Rendeler Musiker spielte im Radio-Symphonie-Orchester Frankfurt (RSO) des Hessischen Rundfunks. Sein Schüler verstärkte als Trompeter viele Jahre den Posaunenchor der Christuskirche. Doch der Heranwachsende stellte alsbald fest, dass ihm die klassische Musik nicht den nötigen Spielraum ließ, den er sich als Musikliebhaber wünschte.

Für den Jugendlichen wurden die „Beatles“ zum „Erweckungserlebnis“, gefolgt von „James Brown, R&B, Motown und afro-amerikanischer Musik“. „Ich brachte mir autodidaktisch während meines Grafik-Studiums E-Bass bei. Für das Lernen ohne Lehrer war der klassische Hintergrund sehr hilfreich.“ Seine Leidenschaft für das Musizieren lebte er als Bassist in vielen Bands aus. Anfang der 1990er entdeckte er den Jazz und Standards für sich. Er besuchte einen Salsa-Ensemble-Workshop. „Einige Jahre spielte ich dann zeitgleich Soul, Jazz, Latin.“ Seine „intensivere Band-Ära“ endete 2002.

Nach einem Sportunfall 2004 hatte er viel Zeit zum Nachdenken. „Ich hatte einen gebrochenen Knöchel, konnte keinen Sport treiben und habe mich auf meine musikalischen Wurzeln besonnen. Während meiner Genesung lernte ich autodidaktisch Gitarre spielen. Und so kam ich mit dem Bass von Soul, Jazz und Latin zur Gitarre und zum Bossa-Nova und Gipsy-Swing“. Doch es blieb 2004 nicht allein beim Hören guter bis genialer Aufnahmen.

Den großen Musikfan und virtuosen Gitarristen juckte es sprichwörtlich in den Fingern. Inspiriert von der Sprache der Musik, die große Gitarristen immer wieder neu bereichern und das Alphabet des Jazz, Swing oder Bossa Nova um neue Buchstaben erweitern, reifte in ihm der Wunsch heran, seine eigenen Interpretationen bekannter Musikstücke und Jazzstandards zu machen. „Als Jazzer geht man weniger nach Noten vor wie in der klassischen Musik. Im Jazz spielt man die Stücke immer wieder. Schließlich konnte ich sie alle auswendig spielen.“ Orientiert an der Form, Energie und emotionalen Intensität der Musik entwickelte er mit Phrasierung, Auffassung und Tempo seinen eigenen Stil. Voraussetzung dafür ist ein hohes Maß an Kreativität, um die Veränderungen des Jazz nicht nur nachvollziehen, sondern auch mitgestalten zu können.

Zum markanten Erlebnis wurde für ihn 2005 das Hören der DVD „Biréli Lagrène & friends – Live Jazz à Vienne“ „Ich war und bin vor dem Spielen immer erst Hörer. Rein aus der Freude an der Musik.“ Durch die DVD entdeckte er den Gipsy-Swing für sich wieder. Er belegte bis heute mehrere Workshops bei Stochelo Rosenberg, Romane und Andreas Öberg, dem schwedischen Ausnahmegitarristen, sowie weitere Workshops für brasilianische Gitarre. Und so nahm in dem Musiker Friedemann Kuhl die Idee Gestalt an, selbst eine CD aufzunehmen. „Die erste CD war für meine Familie und gute Freunde bestimmt. Dann weitete ich den Kreis auf meine Geschäftskollegen und Bekannten aus. Bis auf 2007, da habe ich ein Jahr pausiert, ist jedes Jahr eine „Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr“-CD erschienen. Es sind alles Solo-CD´s des Musikers Friedemann Kuhl. Inzwischen entstehen sie unter Mitwirkung von Ehefrau Nicole Wächtler und den Töchtern Lilly (7) und Ida (eineinhalb). „Heute ist das zweite Stück der von uns allen gesungene „Weihnachtsgruß“ fester Bestandteil auf meinem CD´s.“ Die Familie lasse ihm viel Freiraum für sein musikalisches Hobby und unterstütze ihn.

„Seit der ersten CD widme ich mich in der ersten Jahreshälfte der Suche nach geeigneten Stücken. Habe ich 18 bis 20 Lieder zusammen, dann miste ich fünf wieder aus. In der zweiten Jahreshälfte liegt der Schwerpunkt auf Proben und der Aufnahme.“ In jedem Jahr gibt es Veränderungen, die eingesetzte Technik wird ausgebaut und verbessert. „Meine CD´s sind ein Multimedia-Projekt. Ich spiele alle Stücke selbst in mehreren Spuren ein. In diesem Jahr habe ich meine Röhren-Aufnahmetechnik ausgebaut. Ich habe meine Gitarrenaufnahmen mikroskopiert, dabei war der Kauf eines professionellen Mikrofons ein wichtiger Baustein für die Aufnahme. Ich habe mit Hilfe der Technik in diesem Jahr erstmals meinen wirklichen Ideal-Sound für akustische Jazz-Gitarre umgesetzt und mir eine eigene Gipsy-Jazz-Gitarre bauen lassen.“

Gerne spielt er Jazz-Standards, denn „das waren alles einmal Pop-Songs“. Das Repertoire der neuen CD beinhaltet GipsyJazz-Standards über Swing und Bossa-Nova-Klassiker bis hin zu dezent funkelnden Songs. Und kann damit das ganze Jahr über gehört werden. Alle, die in den Genuss dieses besonderen Geschenkes kommen, freuen sich bereits heute auf die nächste CD.