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Leidenschaft fürs Grüne

Alexander Kasimir liebt seinen Job. Seine Begeisterung fürs Grüne ist ihm in die Wiege gelegt geworden. Foto: Eickhoff
Alexander Kasimir liebt seinen Job. Seine Begeisterung fürs Grüne ist ihm in die Wiege gelegt geworden. Foto: Eickhoff

Bad Vilbel. Seit etwas mehr als drei Jahren ist Alexander Kasimir der neue Leiter der Bad Vilbeler Grünpflege. Viel Verantwortung für den erst 30-jährigen Nidderauer. Seine Leidenschaft fürs Grüne reicht bis in die frühe Kindheit zurück.
Jede Leidenschaft fängt mit einem besonderen Erlebnis an. So wird sich jeder Fußballfan an seinen ersten Stadionbesuch erinnern. Alexander Kasimir schmunzelt. Er sitzt im Bad Vilbeler Rathaus. Immer wieder schweift sein Blick aus dem Fenster in Richtung Wiesen und Bäume. Seit etwas mehr als drei Jahren ist er Leiter der Bad Vilbeler Grünflächenpflege. Ein Weg, der sich früh abgezeichnet hat. »Mein Opa hat mich auf den Rasenmäher gesetzt und gesagt, der kleine Alex soll mal eine Runde fahren.« Von da an war es um ihn geschehen. »Ich habe viele Stunden im Garten verbracht, immer geschaut, was andere Leute so pflanzen.« Selbst die Freundesbücher bleiben nicht unverschont. »Da habe ich schon früh reingeschrieben, dass ich Gärtner werden möchte.«
Grünpflege ist mehr
als nur Rasenmähen

Gesagt, getan. Kasimir absolviert eine dreijährige Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau, studiert anschließend Landschaftsarchitektur an der Hochschule in Geisenheim. Nach einem weiteren Jahr in der Privatwirtschaft wird ihm klar: In der Heimat ist’s am schönsten. »Ich wollte wieder näher zu meiner Familie. Da hat es perfekt gepasst, dass in Bad Vilbel eine Stelle ausgeschrieben war.« Kasimir bewirbt sich – und wird genommen. Auch nach mehr als drei Jahren ist er überzeugt: »Es macht unheimlich viel Spaß.«
Kasimirs Arbeitstag beginnt um 7 Uhr. Dann werden die einzelnen Kolonnen eingeteilt und Aufgaben verteilt. »Grünpflege ist mehr als nur Rasenmähen.« Denn neben den Grünflächen und städtischen Bäumen, Sträuchern und Stauden zählen auch die Pflege auf den Friedhöfen, die Anzucht der Zierpflanzen in den Gewächshäusern sowie die Sport- und Spielplätze in den Fachbereich. »Einmal in der Woche werden alle Spielplätze kontrolliert.« Auf die sogenannte visuelle Kontrolle folgt an mehr als 40 Spielplätzen die operative Kontrolle im Drei-Monats-Rhythmus. »Es wird genau geprüft, ob die Geräte in einem funktionalen Zustand sind. Es werden Schrauben nachgezogen. Es wird der Fallschutz geprüft. Oberste Priorität hat das Wohl der Kinder. Die Geräte müssen sicher sein.« Einmal im Jahr werden diese außerdem durch den TÜV geprüft.
Derzeit werden viele Flächen im Stadtgebiet gemäht. Eine der wenigen planbaren Dinge in Kasimirs Job. Natürlich könne man pauschal im Januar sagen, welche Arbeiten im April anstünden, »aber wenn das Wetter zu diesem Zeitpunkt nicht mitspielt, müssen wir flexibel darauf reagieren«, sagt Kasimir. »Ich mag es sehr, dass es immer wieder Abwechslung gibt.« Das heißt auch, auf Messen und die Landesgartenschau fahren – auf dem neuesten Stand bleiben. »Wir haben viele Geräte, eine eigene Werkstatt. Außerdem wollen wir das städtische Grün fit für die Zukunft und damit auch für wärmere Sommer und längere Trockenphasen machen.« Das Stichwort lautet hierbei: Wassermanagement. »Um die 8000 Bäume befinden sich aktuell in der Regelkontrolle. Während der Kontrolle durch einen externen Baumgutachter erhält jeder Baum eine sogenannte Baumnote, und es werden entsprechende Maßnahmen für jeden einzelnen Baum formuliert«, sagt Kasimir. »Im Anschluss arbeiten wir die Maßnahmenliste nach Art der Dringlichkeit ab.«
Kasimir betont, dass ihm dabei besonders die Ausbildung helfe. »Ich habe nicht nur studiert und die Theorie verstanden, sondern auch früh praktische Erfahrungen gesammelt. Das hat mir als junger Chef auch im Umgang mit den Kollegen geholfen.« Diese Erfahrung will er auch als Ausbilder weitergeben. »Unsere Auszubildenden haben die Möglichkeit, früh an eigenen Projekten selbstständig mitzuwirken. Das ist wichtig.«
Dass es in seiner Anfangszeit immer wieder Kritik an seiner Arbeit sowie hitzige Debatten um die Pflege des städtischen Grüns gab, daran erinnert sich der 30-Jährige ganz genau. »Das hat teilweise schon weh getan«, gibt er zu. Mittlerweile sei es deutlich besser geworden. Die Lösung? Transparenz. »Wir versuchen, die Bürgerinnen und Bürger immer mitzunehmen, ihnen zu erklären, warum vielleicht ein Baum gefällt werden muss, der von außen aber gesund aussieht.« Mit Erfolg. »Ich stehe immer gerne zur Verfügung, treffe mich vor Ort mit den Leuten. Dafür haben wir viel positives Feedback bekommen. Das freut mich sehr.«
Viel Verantwortung
und ein Dankeschön

Alexander Kasimir kennt unzählige Baum- und Pflanzennamen auswendig. »Das Lernen der botanischen Namen hat mir Spaß gemacht. Wir unterscheiden immer nach Gattung, Art und Sorte.« Kasimirs Wunsch ist es, dass es blüht in Bad Vilbel. »Am liebsten das ganze Jahr. Wir geben uns viel Mühe, dass das klappt.« Als Versuchsgarten dient – wie könnte es anders sein – der Garten der Eltern. »Dort experimentiere ich gerne. Wenn es klappt, dann schaue ich, wie es sich in Bad Vilbel umsetzen lässt.«
Der Job bringt viel Verantwortung mit sich. Kasimir ist nicht nur für die Pflege und Unterhaltung der mehr als 40 Spielplätze, fünf Sportanlagen, vier Friedhöfe sowie der Tausenden von Bäumen, Sträuchern und Stauden verantwortlich, sondern auch für mehr als 40 Mitarbeiter. »Ohne sie wäre das alles überhaupt nicht möglich.« Kasimir beschreibt sich selbst als Teamplayer. Wer ihm aber länger zuhört, merkt schnell, dass ihm seine Kollegen und Mitarbeiter sehr wichtig sind. Immer wieder fällt der Satz: »Ich möchte vor allem auch ihnen danke sagen. Sie machen einen tollen Job. Alleine würde das doch alles nicht gehen.«
Besonders angetan hat dem 30-Jährigen die Kupfer-Felsenbirne. »Sie blüht im Frühjahr weiß und im Herbst karminrot. Ihre dunkelblauen Früchte sind gut für Vögel, und es lässt sich auch etwas darunter pflanzen.« Was genau, darüber macht er sich auch nach der Arbeit viele Gedanken. »Wenn ich draußen bin, habe ich immer einen Blick aufs Grüne. Den möchte ich mir auch immer behalten.«
Von Patrik Eickhoff