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Mehr Tagespflege – Stadt ermöglicht zusätzliche Beratungen und hofft auf Nachwuchs

Mehr Tagesmütter – vielleicht auch Väter – will die Stadt Bad Vilbel werben. Dafür gibt es jetzt zusätzliche Beratungen im Haus der Begegnung (HdB). Doch die Hürden bleiben hoch.

Bad Vilbel. Bis jetzt fanden Interessenten für die Kindertagespflege nur eine Beratungsstunde wöchentlich. Die Evangelische Familien-Bildungsstätte Wetterau, der einzige Träger für die Pflege-Qualifizierung im Wetteraukreis, hielt sie im Dortelweiler Gemeindehaus Arche ab: jeden ersten, zweiten und dritten Montag und jeden vierten Donnerstag im Monat. Künftig sponsert die Stadt im HdB weitere Beratungen montags (14 bis 16 Uhr) und mittwochs (16.30 bis 18 Uhr).

„Tagesmütter sind eine sehr wichtige Säule in der Versorgung von Kindern im U 3-Bereich“, weiß Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) – zumal sie helfen sollen, die von August 2013 an vorgeschriebenen Quoten in der Kleinkindbetreuung zu erreichen.

13 Mütter, 47 Kinder

Noch aber ist die Zahl der Mütter überschaubar, die zu Hause andere Kinder betreuen – Tagesväter gibt es in Bad Vilbel derzeit nicht. 13 Tagesmütter kümmern sich um 47 Kleinkinder. Damit es mehr werden, bietet die Familienbildungsstätte Interessenten Beratung, Qualifizierung und Hilfe an. Denn bevor die Betreuung beginnt, müssen die „Tagespflegepersonen“ mindestens 80 von einer insgesamt 160 Stunden dauernden Qualifizierung nachweisen.

Drei solcher Kurse macht die Bildungsstätte jährlich, qualifiziert dabei pro Jahr 15 Tagesmütter, darunter auch ein bis zwei und -Väter im Kreisgebiet. Wer in eine der Beratungsstunden kommt, erfährt zunächst die Rahmenbedingungen der Tagespflege, bevor in einem weiteren Gespräch das weitere Procedere erläutert wird.

Tagespflege – das ist nach wie vor ein schwieriges Geschäft. Meist sind es junge Mütter, die sich während ihrer Erziehungszeit weitere Kinder als Spielgefährten für den Nachwuchs ins Haus holen. Einige wenige aber sind schon zehn, elf Jahre dabei, erläutert Kerstin Remane, die Leiterin der Bildungsstätte.

Knackpunkt ist die niedrige Bezahlung angesichts der vielen Auflagen. Eine Tagesmutter könnte von dem Verdienst leben, wenn sie die Höchstzahl von fünf Kindern betreute, so Remane. Das aber ist schon wegen räumlicher Beschränkung kaum möglich.

In Bad Vilbel verdienen die Tagesmütter fünf Euro per Stunde von den Eltern, einen Euro zusätzlich vom Kreis. Doch es soll besser werden, hat doch der Kreis kürzlich die Tagespflege zum Förderschwerpunkt erhoben – mit zwei Millionen Euro im Jahr.

EU – Ungemach droht

Auch rechtlich soll es besser werden, kündigt Freund-Hahn an. Im Sozialministerium wolle man die Bürokratie eindämmen. Die Abrechnung der als Freiberufler tätigen Tagespfleger soll vereinfacht werden.

Doch es droht neues Ungemach. Käme eine EU-Regelung durch, müssten Tagespfleger separat Geschirr und Kühlschränke vorhalten, dürften keine Kinder in die Küche lassen. „Dann“, seufzt Freund-Hahn, „können wir die Kindertagespflege vergessen.“ Aber noch stehen die Zeichen auf Expansion. Bad Vilbel, so erklärte die Dezernentin, sei „sehr individualistisch“, Tagesmütter böten Flexibilität, auch wenn Eltern einmal samstags arbeiten müssten oder das Meeting im Büro bis 21 Uhr dauere.