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Natur entdecken

Vier Tage auf Entdeckungstour durch den Bad Vilbeler Stadtwald geht eine Gruppe der Dortelweiler Regenbogenschule. Die Bad Vilbeler Bürgerstiftung übernimmt die Kosten für eine kompetente umweltpädagogische Begleitung.

Bad Vilbel. „Ich hab’ da eine Spinne!“ Julian, ein Zehnjähriger, zeigt sein Lupenglas der Umweltpädagogin Ute Busch vom Umweltzentrum Hanau. Sie begleitet die 15 Regenbogenschüler bei deren Projektwoche. Noch bis Donnerstag sind sie im Stadtwald, dann werden die gesammelten Bilder und Fundstücke während eines Schulfestes am Freitag präsentiert. Julian findet die Projektgruppe sehr gut, da könne man viele Tiere finden: „Das macht Spaß“. Darius (10) freut sich darüber, an der frischen Luft zu sein, die Natur kennenzulernen. Und dort auch zu merken, warum man nicht einfach im Grünen Papier wegwerfen oder Bäume abholzen soll. Darius, Jonas, Julian und Timmy hoffen, in den nächsten Tagen noch einen Kokon zu finden – oder eine Schmetterlingsraupe. Marc hat in seinem Lupenglas einen Laufkäfer mitgebracht.

Tattoos aus Blüten

Doch manchmal stößt die Entdeckerfreude auch an Grenzen. „Schon wieder eine Wolfsspinne“, sagt ein Junge und verzieht sein Gesicht. Doch es geht bei dem Ausflug der Dritt- und Viertklässler nicht nur darum, mit Bestimmungsbüchern möglichst viele Arten zu erfassen. Ute Busch versteht es, die Gruppe immer wieder mit Aktionen zu verblüffen, die ihnen mit ungewohnten Perspektiven die Augen für die Natur öffnen sollen. Auf dem Weg in den Wald sollen sie etwa Dinge suchen, die flach, stachelig, gut duftend oder weich sind. Aus dem Gesammelten wurden hinterher fantasievolle Gebilde gefertigt – ein Schmetterling oder eine Sturmauffangfläche. Busch brachte auch kleine Spiegel mit, die sich die Kinder auf das Nasenbein setzen konnten und so plötzlich erlebten, wie es ist, durch die Baumkronen zu wandern. Danach ging es auf die Wiesen am Waldrand, um Pflanzen und Insekten zu entdecken.

Auch dort hat Busch schon weitere Überraschungen geplant. Die „Blüten-Tattoos“ etwa. Dafür wird eine Creme auf die Haut aufgetragen, auf der dann Blüten haften können. Aufmerksamkeit war auch bei einem Waldrundgang gefragt. Was gehört nicht hierher? Orangen? Kiefernzapfen auf Laubbäumen, ein Blumentopf?

Ein Sofa aus Holz

Sichtbar ist bereits ein weiteres Resultat: das Waldsofa – ein Sitzkreis, zusammengefügt aus herumliegendem Totholz. Nebenan sammeln die Schüler, darunter meist Jungen, eifrig Äste, aus denen sie ein Tipi bauen wollen. Eine weitere Idee Buschs: mit verbundenen Augen einen Baum ertasten und ihn dann versuchen, wiederzufinden. Auch Busch möchte nicht vorrangig Fachwissen vermitteln, sondern Neugier wecken, „eine positive Einstellung zur Natur“ ermöglichen.

Ihr gehe es darum, bei den Wald-Exkursionen nicht nur Wissen anzuhäufen, sondern um „die Sensibilität der Natur gegenüber“, sagt Projektleiterin Antje Schächer, die die Gruppe gemeinsam mit der Mutter Sabine Büttner begleitet. Den Kontakt zum Umwelthaus Hanau hatte sie schon, wurde erst dort auf die Bürgerstiftung aufmerksam gemacht. Diese unterstützt mit Mitteln der Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ mehrere Umweltaktionen an Bad Vilbeler Kitas und Schulen – auch, um die Aufmerksamkeit weiterer Stifter zu gewinnen. Knapp 500 Euro Stiftungsgelder erhielt die Regenbogenschule, so Stiftungsvorstand Walter Hess. Sie konnte damit die Umweltpädagogin und die Fahrtkosten finanzieren. Sonst hätten die Eltern 25 bis 30 Euro für die Projekt-Arbeitsgemeinschaft zahlen müssen. „Das ist immerhin Unterrichtszeit“, sagt Schächer. Und merkt an, in anderen Städten könnten Schulkassen auch den Stadtbus kostenlos nutzen.