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Noch zwei Windräder – Stadt und Windradbauer Enercon steuern auf einen Vergleich zu

Karben. Im kräftigen Ostwind drehen sich die vier großen Windräder auf dem Schäferköppel bei Kloppenheim mit großer Geschwindigkeit. Der Spaziergänger auf dem Feldweg hört ein lautes Rauschen, das immer zunimmt, wenn einer der Rotoren in seine Richtung schwingt. Längst künden die vier Mühlen von moderner Energieerzeugung und zeigen auch von Ferne an, wo Karben liegt.

Erst 2009 wurden die zwei Windräder um zwei weitere, 150 Meter hohe Anlagen ergänzt. Bald könnte der kleine Windpark um noch zwei weitere Mühlen wachsen. Die Chancen stehen gut, dass Investor Enercon hier zum Zuge kommt.

Auf einen derartigen Vergleich steuern derzeit die Stadt und das Unternehmen zu – und der Verwaltungsgerichtshof in Kassel drängt. „Wir sehen eine gute Chance auf eine gütliche Einigung“, berichtet ein Sprecher des Gerichts. „Es gab Signale der Beteiligten.“

Diese streiten sich seit Jahren über den Bau von fünf je 200 Meter Windräder, die Enercon zwischen der Siedlung Eckhardsgraben und Petterweil errichten wollte. Als die Auricher loslegen wollte, änderten die Karbener kurzfristig ihre Vorrangzone für Windkraft und blockierten so das Vorhaben. Das ließ sich Enercon nicht gefallen, klagte bis vors Bundesverwaltungsgericht.

Die Richter dort gaben zwar der Stadt Recht, dass sie das Interesse der Allgemeinheit höher bewerten durfte, als das des Investors. Nun muss die Vorinstanz, der Verwaltungsgerichtshof in Kassel, erneut ran. Dort stehen nämlich noch Schadenersatzforderungen von Enercon im Raum.

Weil die Firma ihr Projekt zunächst ja auf Basis noch gültiger Flächennutzungspläne plante, fordern die Auricher nach FNP-Informationen nun neun bis zehn Millionen Euro von der Stadt. Das umfasst Planungskosten wie auch den Ausfall möglicher Einnahmen. „Diese Summe ist fiktiv und vollkommen irrational“, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Allerdings beeindruckt die Forderung die Politik in Karben durchaus. Seit Wochen erwähnen diverse Politiker in Nebensätzen, dass man „noch zwei Windräder“ wohl akzeptieren müsse. Das Zähneknirschen ist bei Rahns Koalitionspartnern FDP und FW besonders groß. Sie hatten sich gegen des Bürgermeisters Vision, weitere Windräder auf der Kaicher Höhe zu bauen, ausgesprochen.

Rahn ist aber überzeugt, dass es „Einigkeit über alle Fraktionen hinweg“ gebe, lieber einen Vergleich mit Enercon zu erreichen – und damit die „Altlast aus rot-grüner Regierungszeit“ loszuwerden. „Es geht einfach um Schadensbegrenzung für die Stadtkasse“, erklärt Rahn.

Demnach verhandeln Stadt und Enercon darum, dass die Firma zwei statt geplanter fünf Windräder bauen darf und dafür ihre Forderungen fallen lässt. Zum Stand des Verfahrens wollen sich weder Rahn noch Enercon-Sprecher Christian Meyer äußern: „Einen Vorschlag der Stadt haben wir aufgenommen, das wird derzeit in unserem Hause noch geprüft“, sagt der Auricher.

Bis zu einer Einigung könnten allerdings wohl noch einige Monate ins Land gehen. Denn die Stadt ist nun auf der Suche nach einem passenden Standort für die beiden Windräder, berichtet der Bürgermeister. Dort müsse das übliche Genehmigungsverfahren laufen, müssten Lärm- und Naturschutz-Regelungen eingehalten werden.

Ob die Anlagen also wirklich zwischen Petterweil und dem Eckhardsgraben errichtet werden? Oder aber im Windpark auf dem Schäferköppel? Oder doch auf der Kaicher Höhe? Das könne er noch nicht sagen, erklärt Rahn. „Ich bin kein Windkraftexperte.“ (den)