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NPD ohne Echo

Mit der Demonstration für Toleranz und Religionsfreiheit unterstützten am 3. Oktober in Bad Vilbel neben den im Stadtparlament vertretenden Parteien und Kirchen auch zahlreiche Bürger den Tag der offenen Tür der Ditib-Moschee. Mit der Aktion zeigten die Quellenstädter Flagge gegen eine Demonstration aus der rechtsextremen Ecke, die von der Stadt zwar verboten, aber vom Gericht mit Einschränkungen erlaubt wurde.

Bad Vilbel. Gegen halb elf versammelten sich die Demonstranten am Vilbeler Nordbahnhof, darunter auch Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU), Vize-Ministerpräsident Jörg-Uwe Hahn (FDP), CDU-Landtagsabgeordneter Tobias Utter, der türkische Generalkonsul Ilhan Saygili, der Ditib-Landesvorsitzende Fuart Kurt sowie der Vorsitzende der Moschee in Vilbel, Resul Aksu. Ausgerüstet mit Protestplakaten, marschierten zwischen 250 und 350 Menschen in Richtung Moschee, um sich dann beim Lidl-Parkplatz zu versammeln. Stöhr stellte klar: „Hass, Intoleranz und Missachtung der Religionsfreiheit soll in Bad Vilbel keine Chance haben.“ Er sei stolz, dass so viele Bürger der Aufforderung gefolgt seien, sich hinter die islamische Gemeinde zu stellen. Klaus Neumeier, Pfarrer der evangelischen Christuskirchengemeinde, betonte: „Bad Vilbel ist bunt.“

Im Eilverfahren

Am Montag voriger Woche war in Bad Vilbel die Ankündigung über eine Demonstration der NPD im Rathaus eingegangen, die von der Quellenstadt verboten wurde. Im Eilverfahren entschied jedoch das Gießener Verwaltungsgericht, dass die Demonstration unter Auflagen stattfinden dürfe. Das gleiche Schreiben hatte auch die Stadt Friedberg erhalten, die dem Aufmarsch, ebenfalls unter Auflagen, stattgab. Ab dem Zeitpunkt liefen nicht nur in Bad Vilbel die Drähte heiß. „Es ist enorm, dass wir so viele Menschen innerhalb von 36 Stunden mobilisieren konnten, die sich klar gegen Rechts stellen“, sagte Utter. Gerade die schnellen Medien seien dafür wichtig gewesen.

Der stellvertretende Ministerpräsident Hahn machte klar: „Es tut uns leid, dass unsere muslimischen Mitbürger heute belästigt werden, von Menschen, die wir in Bad Vilbel nicht sehen wollen. Der Islam gehört zu Bad Vilbel. Heute ist nicht nur Tag der deutschen Einheit, heute ist der Tag der Einheit in Bad Vilbel.“ Für diese Worte erntete er viel Applaus und Zustimmung. Das Interesse der Medien war groß, so waren zahlreiche deutsche und türkische Journalisten und Kamerateams vor Ort. Der Generalkonsul ließ über seinen Dolmetscher seinen Dank ausrichten. Er freue sich über die ausgestreckte Hand der Hilfe in Bad Vilbel. Er appellierte an die türkischen Bürger, dass sie sich mindestens genauso stark für die Deutschen einsetzen, sollten sie einmal in eine solche Situation geraten. Isil Yönter von der Vilbeler SPD sagte: „Wir setzen uns ein für eine bunte Gesellschaft und feiern diesen Tag gemeinsam.“ Kurz vor zwölf löste sich die Versammlung auf. Die meisten gingen zur Moschee, um den Tag der offenen Tür zu nutzen und einen Einblick in die Welt des Islams zu gewinnen.

Gemeinde lädt ein

Hakan Cicek von der Ditib-Gemeinde lud die Besucher in den Gebetsraum ein und erzählte ihnen, wie sich die Moschee in der Quellenstadt entwickelt hat. Auf dem Außengelände grillten die Gemeindemitglieder. Während der ganzen Zeit sicherten Polizeibeamte das Anwesen ab. Auch in Friedberg, wo die Rechtsextremen in einer kleinen Gruppe abseits der Moschee standen, waren einige Dutzend Polizisten im Einsatz. Auch dort hatten sich zahlreiche Menschen in der Moschee versammelt, um ein klares Signal zu setzen. Etwa gegen 13 Uhr kamen die Rechtsextremen nach Bad Vilbel, wo sie im Vergleich zur Gegendemonstration untergingen. Laute Pfiffe und Buhrufe vertrieben die kleine Gruppe.