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„Personalausweise“ für – Ein aufregender Tag: 20 Schüler der „Löwenburg“-Klasse 3e waren Taufpaten

Bad Vilbel. Die beiden Gronauer Jungstörche wurden vor ihrem Mitte August anstehenden Abflug in den sonnigen Süden getauft und beringt. Bevor es soweit ist, hatten Fritz und Frieda und ihr Nachwuchs unerwarteten Besuch auf ihrer zwischen Nidda und Nidder gelegenen Wiese. Eingefunden hatten sich morgens wie jeden Tag Storchenvater Klaus Herrmann. Doch dieses Mal war er nicht wie sonst allein gekommen. Er brachte Richard Mohr, den Beringer aus Oberursel, Helmut Mertins aus Rendel, den Gronauer Karl Bauscher sowie 20 Grundschüler der Klasse 3e und Klassenlehrerin Annette Preuß mit. Der Auflauf erweckte die Neugier der Jungstörche.

Vorsichtig lugten sie über den Rand ihres Horstes, um aus sicherer Höhe das geschäftige Treiben zu beobachten. Aufgeregt zeigten die Schüler nach oben. Sie waren nicht einfach nur so vorbeigekommen, sondern als Taufpaten. „Jeder von uns hat sich zwei Namen ausgedacht und sie auf einen Zettel geschrieben. Dann haben wir abgestimmt. Die Störche sollen Kim und Fredi heißen“, sagten die Kinder. In der Zwischenzeit ließ sich Beringer Mohr, der für die Regierungsbezirke Darmstadt und Gießen zuständig ist, von Helmut Mertins in dessen zum dritten Mal kostenlos zur Verfügung gestellten Arbeitsbühne, in die Höhe hieven. Das war den Jungtieren zu viel Nähe. Ängstlich rückten sie im Horst eng zusammen und stellten sich tot.

Etwas länger hielten es ihre Eltern aus, bis sie sich nacheinander mit elegantem Flügelschlag in die Lüfte emporhoben, um das Nest zu umkreisen. Beringer Richard Mohr näherte sich dem Horst mit einer Wolldecke und zwei Ringen. Die Wolldecke breitete er während der Beringung über dem wohl genährten Storchennachwuchs aus, damit sich dieser nicht in Panik vom Horst stürzt. „Der Ring ist der Personalausweis der Störche, der fortlaufend nummeriert ist. Die beiden Gronauer Vögel erhalten Ringe mit dem Aufdruck 5X861 (Kim) und 5X862 (Fredi) und der Kennung DEW. DE steht für Deutschland, W für Wilhelmshaven, weil dort die Vogelwarte Helgoland ihren Sitz hat. Ihre Adresse ist ebenfalls auf dem Ring vermerkt. Mit Hilfe des Rings können die Flugrouten und Brutgebiete der Vögel registriert werden“, berichtet Richard Mohr, Pädagoge im Unruhestand den Schülern. Für ihn gab es mit Lehrerin Annette Preuß ein unerwartetes Wiedersehen in Gronau. Mohr war einst an der Schule Nord in Oberursel der Klassenlehrer von Annette Preuß gewesen. „Er war für uns immer der Vogel-Papa“, erinnert sie sich. „Wir haben alle verletzten Vögel, die wir fanden zu ihm gebracht.“ Wie Richard Mohr den Gronauer Grundschülern erzählte, beringt er seit 1949 Vögel und seit 1976 auch Störche. Eine eher traurige Nachricht hatte Klas Herrmann für die Kinder. „Fritz und Frieda hatten in diesem Jahr sogar vier Junge. Einer wurde vom Sturm aus dem Hort geweht und der andere lag tot im Horst. An Futtermangel ist er nicht gestorben. Alle vier Jungstörche sind gut von Fritz und Frieda mit Mäusen, Würmern, Käfern, Heuschrecken, Wasserratten, Maulwürfen und Grasfröschen gefüttert worden.“ Die Mehrheit, der in diesem Jahr Mitte April geschlüpften Jungstörche, bricht Mitte August in Schwärmen Richtung Süden auf. Seit 2000 hat Richard Mohr in Gronau 18 Jungstörche beringt. Um die beiden aufgeregten Jungvögel nicht weiter zu beunruhigen, verzichteten die Kinder darauf, sich dem Horst mit der Arbeitsbühne zu nähern. Sie begnügten sich mit einem Blick durchs Fernrohr.