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Planer steigen aus – Königsteiner Projektentwickler schätzt Kaufpreis für Ströbel-Areal als „unwirtschaftlich“ ein

Bad Vilbel. Die Schlagzeile drückte Hoffnung aus: „In der Frankfurter Straße gibt es bald neue Nachbarn“, titelte die FNP am 3. März. Damals hatte der Königsteiner Projektentwickler Prime Estate die Nachfolge der Immobilien Treuhand GmbH (ITG) übernommen. Die Düsseldorfer hatten auf Anregung des Wirtschaftsförderers Rüdiger Wiechers (CDU) und des damaligen Stadtbaurates Dieter Peters (parteilos) im September 2007 begonnen, das 1800 Quadratmeter große Ströbel-Grundstück neu zu vermarkten.

Zwei Nutzungen wollte Prime-Estate-Geschäftsleiter Eberhardt Horn der Stadt für das Grundstück vorschlagen: ein Ärztehaus oder attraktives Wohnen. Nun sind diese Pläne geplatzt. Wie die FNP auf Anfrage erfuhr, haben sich die Königsteiner für den Ausstieg aus ihrem Optionsvertrag entschieden. „Wir haben beide Ideen kalkuliert, doch sind die ortsüblichen Mietpreise nicht so, dass sich das Projekt rechnet“, erläutert Projektentwickler Till Marwede. Der Grund sei die zu hohe Kaufpreisvorstellung von Karl Ströbel.

Über die geplante Kaufsumme könne er keine Angaben machen, doch „wir können keine Wohnung für 4000 oder 4500 Euro pro Quadratmeter verkaufen, wenn dort maximal 3000 Euro verlangt werden – wir leben nun mal in einer Marktwirtschaft“, so Marwede. Er bedauert, dass der Eigentümer nicht zum Umdenken zu bewegen gewesen sei. Die Königsteiner kritisieren auch die ursprünglich von der ITG favorisierten Ideen. Der Plan, Kaufhäuser über zwei Etagen zu bauen, „funktioniert in Bad Vilbel nicht, es geht höchstens ein Erdgeschoss“, so Marwede: „Das ist von der Masse zu viel.“

Später speckte die ITG ihren Entwurf ab, reduzierte ihn auf Geschäfte im Erdgeschoss und Wohnungen. Zudem gab es Probleme mit der Ablösesumme für die Stellfläche. Wegen der fehlenden Mittel gab danach die Stadt ihre Parkhauspläne im Kurpark auf.

Was aber möglich sei, sei ein Ärztehaus, das die Königsteiner bereits in ihrer Heimatstadt realisierten, so der Planer. Über dieses Thema sei der Kontakt nach Bad Vilbel entstanden, wo eine Ärztegruppe bereits im April 2008 Pläne aufgab, auf dem Zentralparkplatz ein Facharztzentrum zu errichten.

„Doch soweit, nach Partnern zu suchen, sind wir gar nicht gekommen“, erläutert der Immobilienspezialist. Es sei dennoch so, dass dieses Grundstück für Bad Vilbel immer noch eine interessante Lage sei. Mit einer Ausnahme: „Was kein Mensch dort braucht, sind Büros.“ Das Ströbel-Areal könne als Magnet nicht die Neue Mitte ersetzen.

In Königstein habe Prime Estate die Stadtgalerie realisiert, das Gelände habe zuvor 30 Jahre brachgelegen, bis man vor sechs Jahren einen Investorenwettbewerb gewonnen habe, erinnert Marwede. Er gibt zu bedenken, dass der Stillstand in Vilbel problematisch sei. Zwar sei das Grundstück nicht verbrannt, „aber Bad Vilbel muss etwas tun“, mahnt er. Vor allem in der Stadtmitte werde die Situation nicht besser. Das Umfeld sei schwierig, es gebe viele Leerstände in Häusern „in nicht sehr gepflegtem Zustand“. Wenn die Stadt so bleibe, „wird es auch für die Einzelhändler schwierig“.

Über die Einbindung in die Neue Mitte habe sich Prime Estate keine Gedanken gemacht, so Marwede. Doch sei bei einem ortsüblichen Kaufpreis und guten Architekten eine Nutzung mit Filialisten, Wohnungen oder für „Gesundheit und Schönheit“ möglich. Der Projektentwickler erklärt aber auch deutlich: „Ein Vertrag ohne Ausstiegsoption ist bei diesem Grundstück unrealistisch.“ Aus dem Rathaus war keine Stellungnahme zu erhalten. Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) und auch Bauamtsleiter Erik Schächer weilten in Urlaub.