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Raketen bringen Glasfaserkabel unter die Erde

In ganz Bad Vilbel will die »Deutsche GigaNetz« Glasfaserkabel verlegen. Am Mittwochabend der vorigen Woche sind interessierte Bad Vilbeler in einer Auftaktveranstaltung über Details informiert worden. Symbolfoto: dpa
In ganz Bad Vilbel will die »Deutsche GigaNetz« Glasfaserkabel verlegen. Am Mittwochabend der vorigen Woche sind interessierte Bad Vilbeler in einer Auftaktveranstaltung über Details informiert worden. Symbolfoto: dpa

Bad Vilbel. In Bad Vilbel gibte es genau zwei Bereiche, in denen bereits schnelles Glasfasernetz verlegt ist: in den Wohngebieten Ziegelei und im Quellenpark. Das soll sich in den kommenden Jahren ändern. Die Deutsche GigaNetz will die ganze Stadt mit einem Glasfasernetz überziehen. Dazu hat jetzt die Auftaktveranstaltung stattgefunden.
Im privaten, schulischen und beruflichen Bereich sind immer mehr Menschen auf schnelle Datenübertragung angewiesen. Die herkömmlichen Netze sind dabei häufig überfordert. Damit aber gleichzeitig die Erwachsenen im Homeoffice arbeiten und die Kinder Schulaufgaben machen können, ist ein leistungsfähiges Internet vonnöten. Nach heutigem Stand können das nur Glasfaserkabel leisten. Deshalb hat die Stadtverordnetenversammlung vor einiger Zeit einstimmig entschieden, dass die Deutsche GigaNetz den Auftrag erhalten soll, in den restlichen Teilen der Quellenstadt Glasfaserkabel zu verlegen.
Die Stadt hat im ersten Schritt mit dem Unternehmen eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Und nun beginnt die Informations- und Vermarktungskampagne. Kürzlich fand zunächst eine digitale Informationsveranstaltung statt, an der nach Angaben von Erstem Stadtrat Bastian Zander genau 555 Interessentinnen und Interessenten zugeschaltet waren. Am Mittwochabend der vorigen Woche gab es im Kulturforum Dortelweil eine Präsenzveranstaltung, zu der über 200 Bürgerinnen und Bürger kamen.
Der Leiter dieses großen Verkabelungsprojektes ist Can Güler. Der 35-Jährige kennt Bad Vilbel, denn er hat viele Jahre beim FV Fußball gespielt, hat hier nach eigenen Angaben noch viele Freunde und Bekannte. »Das Projekt ist mir deshalb eine Herzensangelegenheit«, sagte er zum Auftakt des Abends.
Man werde die Kabel in allen Straßen, in alle Wohnhäuser und alle Gewerbebetriebe verlegen. Ein bis drei große Verteilerkästen werde man nach Bad Vilbel bringen und dann in den Straßen an strategisch wichtigen Punkten weitere kleinere Kästen aufstellen.
Investitionsvolumen von 25 Millionen Euro
Güler versuchte den Zuhörenden gleich zu Beginn die Angst vor Großbaustellen zu nehmen. Man werde beim Verlegen der Kabel eine sogenannte Erdrakete einsetzen. »Es wird in Ihrer Straße vorne am Gehweg ein Loch gemacht und einmal am Haus.« Das Kabel werde dann in 60 Zentimetern Tiefe unterirdisch hindurchgeschossen. Im Haus werde es eine Fritz-Box als Router geben. Individuelle Wünsche würden soweit möglich berücksichtigt.
Anschluss
auch für Gewerbetriebe

Der Projektleiter wies darauf hin, dass man sowohl Ein- und Zweifamilienhäuser als auch größere Wohneinheiten verkabeln werde, egal, ob es sich um Eigentümer oder Mieter handele. Wobei die Eigentümer oder die Gesellschaften zustimmen müssten. Auch Gewerbebetriebe würden ans Glasfasernetz angeschlossen.
Das Investitionsvolumen, das die Deutsche GigaNetz in Bad Vilbel verbauen will, beläuft sich laut Projektleiter auf rund 25 Millionen Euro. Voraussetzung für einen Baubeginn sei aber, dass sich flächendeckend 40 Prozent der Bürgerinnen und Bürger für einen solchen Anschluss entscheiden. Auf Nachfrage präzisierte er, dass auch dann flächendeckend mit dem Bau begonnen werde, wenn etwa in nur einem Stadtteil die 40- Prozent-Quote erreicht sei.
Info-Center
am Südbahnhof

Um also möglichst viele Bad Vilbelerinnen und Bad Vilbeler mit ins Boot zu holen, soll in der Stadt noch kräftig geworben werden. Auf dem Rewe-Parkplatz am Südbahnhof soll es zudem ein Informationscenter geben, Details müssten noch abgeklärt werden, aber öffnen solle es am 24. Oktober.
In der Fragerunde ging es um einige technische Details, aber auch um Preise und Anschlussgebühren. Dabei machte Güler deutlich, dass beispielsweise die vorhandenen Telefonnummern »mitgenommen« werden könnten. Aber niemand, der in der Vermarktungsphase mit dem Unternehmen einen Vertrag abschließe, solle selber kündigen. »Das erledigen wir für Sie. Kündigen Sie bitte nicht selbst«, appellierte er an die Zuhörer. Auf eine andere Frage hin, informierte er, dass wenn in einem Mehrfamilienhaus ein Eigentümer mitmacht, dort alles ausgebaut werde. Schließlich stellte jemand die Frage, was passiere, wenn die 40-Prozent-Quote nicht erreicht werde? »Dann gehen wir in die Verlängerung der Vermarktung.«
Von Holger Pegelow