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Rudi spielt für Waldi – Benefiz-Spiel für den querschnittsgelähmten Fußball-Coach Bernd Waldschmidt

Niederdorfelden / Bad Vilbel. Ungefähr 2400 Besucher waren beim Riesen-Benefizspiel, das am Freitagabend auf dem Sportplatz der TSG Niederdorfelden zugunsten von Bernd „Waldi“ Waldschmidt (47) aus Gronau stattfand. Der Spielertrainer der zweiten Fußballmannschaft war bei der Heimfahrt von einem Spiel am 22. März des vorigen Jahres verunglückt. Und ist seither vom vierten Lendenwirbel abwärts gelähmt.

Waldi im Rollstuhl war die Hauptperson eines Großereignisses, wie es in Niederdorfelden nicht alle Tage stattfindet. Sein Freund Uwe Schäfer, hatte kräftig die Trommel gerührt. Und für ein Freundschaftsspiel Fußballer aus den wichtigsten Stationen der sportlichen Karriere von Bernd Waldschmidt gewonnen.

Ein herrlicher Sommerabend, ein Festzelt, Bier- und Würstchenstände und ein guter Zweck – allerbeste Voraussetzungen für die Absicht, den so tragisch verunglückten Sportler, dem ein Reifenplatzer an seinem Auto zum Verhängnis wurde, finanziell zu unterstützen. Und da mochten Freunde des gebürtigen Offenbachers und einstige Aktiven der Kickers nicht hintenanstehen. Weitere Spieler aus Bad Vilbel, Dortelweil und Gronau machten mit im „Dream Team“.

Star der Veranstaltung war fraglos Weltmeister und Teamchef Rudi Völler. Völler erinnerte sich daran, dass er und Waldschmidt, ebenso wie der spätere Bundesligaspieler Uwe Bein, in Offenbach Anfang der 80er Jahre zusammen in einer Mannschaft gespielt hatte. Völler spielte die erste Halbzeit mit, schoss sogar ein Tor und gab in der Pause Autogramme. Den Sparringspartner der Freunde Waldis gab die Traditionsmannschaft der Eintracht Frankfurt, die schließlich mit 4:3 siegreich vom Platz zog, nachdem Waldis Freunde den Rückstand von 3:1 noch auf ein knappes Ergebnis verbessern konnten. Es wurde „hart aber herzlich“ gespielt. Wenn jemand den Ball ergattert hatte, versuchte er auch mit aller Kraft zum Torerfolg zu kommen, ansonsten aber ging das Freundschaftsspiel eher gemächlich über die Bühne.

Eher lustig eine Szene, in der Rudi Völler an der Torauslinie einen Eintracht-Spieler in Schweinsteiger-Manier aus dem Spielfeld schubste. Der Ball traf anschließend das Tor nicht. Die beiden demonstrierten dann Sportsgeist und trabten Arm in Arm über den grünen Rasen. Die Verlosung von Spielertrikots sowie anschließend Musik und Tanz im Festzelt beschlossen das Fest. Nachts um drei Uhr wurde die Musik abgestellt.

Organisator Uwe Schäfer und ein Stamm von 35 TSG-Aktiven und Familienangehörigen bauten das Zelt noch in der Nacht ab. Erst Samstagabend war alles wieder aufgeräumt. Bernd Waldschmidt, der die erste Halbzeit des Benefizspiels vom Spielfeldrand zusah und anschließend Autogramme geben musste, konnte das ganze Ausmaß dieser Veranstaltung zunächst nicht fassen. Alle Einnahmen aus dem Verkauf von Speis und Trank, Eintrittsgelder von fünf Euro kamen ihm zugute. Ein besonderer Gewinn, so hebt Uwe Schäfer hervor, war das Engagement der Firma GHP-Promotion aus Oberursel, die die Beschallungsanlage gesponsert hatte und damit den Veranstaltern einen riesigen finanziellen Batzen von den Schultern nahm.

Bernd Waldschmidt hat durch den Verkehrsunfall auch seine Wohnung in Wachenbuchen aufgeben müssen. Uwe Schäfer hat das Haus seiner Eltern in Gronau zurückgekauft und es seinem Freund zur Verfügung gestellt. Hier sind Umbauten nötig, wie zum Beispiel der Lifter, um von einem in ein anderes Stockwerk zu gelangen. Der Katalog von weiteren Gegenständen, die Waldi ein relativ selbstständiges Leben ermöglichen, ist groß. Er benötigt einen leichten Rollstuhl, um sich fit zu halten. Er hat zwar einen Behindertenführerschein, aber das Auto fehlt und viele kleine Dinge, die die Krankenkasse nicht bezahlt.

Sein früherer Arbeitgeber, die Cateringfirma der Lufthansa, hat eine Wiedereinstellung abgelehnt. Waldschmidt kann seinen Oberkörper ungehindert bewegen. Da stünde einer Arbeit im Büro nichts entgegen. Völlig pessimistisch ist er deshalb nicht. Und noch ein Glücksfall: Seine Freundin ist ihm trotz oder vielleicht gerade wegen seines Unglücks treu geblieben.