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Schaufeln für Kinder – Erster Spatenstich für Tagesstätte in Massenheim – zwei Millionen Euro an Baukosten

Mit dem Spatenstich für das Kinder- und Gemeinschaftshaus in Massenheim geht ein langes Tauziehen zu Ende. Schon 2001 forderte der Ortsbeirat neue Räume für die Jugendarbeit. Doch erst mit dem dringenden Bedarf für eine weitere Kita für Kleinkinder kam das Projekt voran. Schon im August soll sie eröffnet werden.

Bad Vilbel. Dem nasskalten Winterwetter trotzte gestern eine große Gästeschar am Massenheimer Fußballplatz. Gegenüber soll schon in den nächsten Tagen das Zwei-Millionen-Bauwerk beginnen. Kita-Mitarbeiter, Orts- und Stadträte, Vertreter von Bau- und Sozialverwaltung waren erschienen, um den Spatenstich zu verfolgen. Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) begrüßte aber zuerst die Eltern mit dem Protest-Plakat „Kita-Gebühren müssen bezahlbar bleiben“. Später, als die Festgesellschaft schon ins Fußballerheim weitergezogen war, stellten sich er und Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) den besorgten Fragen der Eltern wegen der umstrittenen Kita-Satzung. Er selbst habe keine Probleme damit, die Kitas kostenfrei zu stellen, doch das bekäme er nicht als Haushalt von Kreis und Regierungspräsidium genehmigt. „Ich hätt’s gern sozial“, betonte Stöhr und sprach von der nach acht Jahren ersten Erhöhung als „Fluch der späten Tat“.

Doch der konnte die erleichterte Stimmung unter den Anwesenden nicht trüben. Zu lange hatten viele auf diesen Tag gewartet. Das Gefühl von „Aufbruch und Vorfreude auf diese Investition“ (Stöhr) war parteiübergreifend. 40 neue Plätze für unter Dreijährige, 17 Arbeitsplätze für Erzieherinnen, sowie ab 17 Uhr neue Räume für Jugendarbeit, Vereine und private Feiern sollen dort entstehen. „Wir wollen zügig loslegen“, betonte Jörg W. Nusser, dessen Winnender Firma jährlich fünf bis acht Kitas baue. Das zweistöckige, in den Hang hineingebaute Haus hat 920 Quadratmeter Nutzfläche.

Kernstück sind die vier Gruppen- und Schlafräume im Obergeschoss, ergänzt um Therapie-, Personal-, Material- Küchen- und Büroräumen. Im Erdgeschoss steht der 80 Quadratmeter große Mehrzweckraum im Mittelpunkt, der durch ein Foyer ergänzt wird. Wände und Fenster des zweigeschossigen Gebäudes sollen bereits vorgefertigt angeliefert werden. Im August, zum nächsten Kita-Halbjahr, soll schon die Eröffnung sein. Nach der Nutzung durch vier U-3-Gruppen soll der Mehrzweckraum von 17 Uhr an für die Jugendarbeit des Efzet, für Vereine und auch für private Feiern geöffnet werden. Stöhr erinnerte daran, dass die Stadt mit diesem Neubau, aber auch der Unterstützung privater Kita-Plätze, eine U-3-Abdeckung von 60 Prozent anstrebe, fast doppelt so viel wie die verlangten 35 Prozent. Von den zwei Millionen Euro Baukosten trage das Land 580 000 Euro. Darüber hinaus gebe die Stadt jährlich 7,5 Millionen Euro allein für die Kinderbetreuung aus, denn Familienfreundlichkeit werde immer mehr zu einem Standortfaktor.

Doch es gebe eine Vorgeschichte, so Stöhr. Schon 2003 habe sich eine Arbeitsgruppe unter Leitung des damaligen Ortsvorstehers Jörg Schatz (CDU) dem Projekt Jugend- und Gemeinschaftshaus gewidmet. Doch habe sich der Bedarf gewandelt. Die Jugendlichen hätten wegen der Ganztagsschulen erst spätnachmittags Zeit, die U-3-Betreuung stehe jetzt im Vordergrund. Das überzeugt auch Jörg Schatz, der Jahrzehnte für das Projekt stritt. Man sei „auf gutem Wege“. Es gebe schon Pläne für den wegfallenden Jugendraum im Alten Rathaus. Dort solle die Ziegelei-Ausstellung des Heimatmuseums einziehen und ihrerseits Platz für Museumscafé, Sonderausstellungen und Vorträge schaffen.

Auch Ortsbeiratsmitglied Peter Paul (Grüne) begrüßt das Kita-Haus, sieht den veränderten Bedarf. Er erinnert auch daran, dass Massenheim als einziger Stadtteil kein Bürgerhaus habe. Zwei Dinge hätten ihn gestört: Die „geheime“ Suche nach dem Baugrundstück sowie die im September 2011 unvermittelt von der Stadt verkündete Umwidmung zur Kita – „es hätte transparenter ablaufen können“. Dennoch herrsche über das Bauvorhaben „Einigkeit über alle Parteigrenzen.“