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Schüler erkennen Gefahr durch Alkohol – Junge Fahrer, die Verantwortung übernehmen, bekommen BOB-Schlüsselanhänger

Karben. „Bob ist der Held des Abends. Er fährt seine Freunde sicher nach Hause. Er ist der, der nach Absprache in der Gruppe nüchtern bleibt, zu erkennen am knallgelben Schlüsselanhänger“. So wirbt die Polizei für das Präventionsprojekt „BOB“. Mit der Aktion sollen die Unfallzahlen in Mittelhessen gesenkt werden.

Da abendliche Fahrten nach Diskobesuchen oftmals tragisch endeten, richtet sich „BOB“ vor allem an junge Fahrer. „Wer den Schlüsselanhänger vorlegt, bekommt in den teilnehmenden Gaststätten ein alkoholfreies Getränk spendiert“, informiert Polizeihauptkommissar Lothar Weil von der Direktion Verkehrssicherheit/Sonderdienste des Polizeipräsidiums Mittelhessen. „Einen Monat nach der Vorstellung von „BOB“ in Karben haben wir den Workshop hierher geholt“, sagt Dorothea Fingerling vom Arbeitskreis Schule (AKS) und vom Gesprächskreis Prävention der Stadt Karben.

„Dies ist der erste Workshop im Wetteraukreis“, ergänzt Weil. Er und Dirk Bepler, Leiter des „BOB“-Projektbüros, haben einen Abend lang mit Schülern aus Karben und Bad Vilbel das Thema Alkohol und Autofahren bearbeitet. Die Teilnehmer im Alter von 16 bis 18 Jahren sind bereits im Besitz des Führerscheins, nehmen Fahrstunden oder stehen kurz davor. „Alkohol und Autofahren ist bei uns auf Partys immer ein Thema“, sagt Nadja Amed (16).

Der gezeigte Film „Du fehlst“ arbeitet statt mit erhobenem Zeigefinger mit tiefen Emotionen. Nach dem alkoholbedingten Unfalltod eines jungen Fahrers äußern sich seine Freunde und schildern ihre Gefühle nach dem Verlust. Der Film habe vermittelt, „was sich hinter den Statistiken verbirgt“, schildert Josefine Negraßus (16) ihre Eindrücke. „Das war schon krass“.

Im Anschluss diskutieren die Jugendlichen über Unfallursachen – wozu auch Selbstüberschätzung gehöre – und sie werden über das seit August 2007 geltende absolute Alkoholverbot für Fahranfänger aufgeklärt. Auch von den rechtlichen und finanziellen Konsequenzen, die ein Unfall nach sich ziehen kann, erzählen die Beamten. Allein das hat viele der Schüler überzeugt. „So ein Unfall könnte ohne Personenschaden allein schon 30 000 Euro kosten“, sagt Verena Fingerling sichtlich beeindruckt.

Zum Abschluss des Workshops geht es lockerer zu: Die jungen Leute setzen „Rauschbrillen“ auf, durch die ihr Sehvermögen beeinträchtigt wird. Mit denen nehmen sie ihre Umgebung so war, als hätten sie zu viel Alkohol getrunken. Dann sollen sie nach Gegenständen greifen, etwa Münzen auf dem Boden. „Man sieht alles doppelt“, lautet das Fazit.

Auf die Frage, was die Schüler aus dem Workshop mit nach Hause nehmen, antworten sie: „Heute Abend wurde mir erstmals das Gefühl vermittelt, dass ich nicht der Depp bin, wenn ich fahre und nicht trinke, sondern eigentlich stark bin“, erzählt Nadja. Dieses Gefühl sei wichtig auch innerhalb des Freundeskreises. Wenn sie andere junge Autofahrer trinken sehe, komme es darauf an, ob sie einen guten Kontakt zu ihnen habe oder nicht. „Wenn es meine Freunde sind, mische ich mich schon ein“, erklärt Viktoria Weitzel (17) und erhält Zustimmung. (kre)