Veröffentlicht am

Sie dürfen die Wahrheit sagen! – Vorschläge und Kritik kommen beim Jugendforum auf den Tisch

Bad Vilbel. „Dürfen wir wirklich die Wahrheit sagen?“, fragt Ebru aus der siebten Klasse der John-F.-Kennedy-Schule (JFK). Dabei blickt die Schülerin skeptisch zu Bad Vilbels Kinderbürgermeisterin Sylvia Becker-Pröbstel hinüber. Die Realschülerin soll am 20. März als Mit-Moderatorin eines Jugendforums agieren. Dort möchte der Nachwuchs den Verantwortlichen sagen, was er von der Stadt hält.

Auf schmeichelhafte Worte braucht sich der eingeladene Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) nicht einzustellen. Die neun Schüler aus dem Büchner-Gymnasium (GBG), der Kennedy- und der Brunnenschule haben etliche kleine und größere Ärgernisse zusammengetragen.

Am meisten regen sich die Schüler über den üblen Zustand des Nordbahnhofes auf. Doch auch die Innenstadt kommt bei ihnen nicht gut weg. Dort gebe es nur Plätze für ältere Leute. Die Schüler vermissen Bistros oder Cafés, in denen sich die Jugendlichen auch tagsüber treffen können.

Auch die schönen Flecken, wie der Rasen vorm Kurhaus oder die Wiese an der Mulde, seien fürs Treffen mit Freunden ungeeignet, weil dort im Sommer jede Menge Hundehaufen herumlägen, beklagt JFK-Schülerin Jil.

Ganz schlecht kommt bei den Schülern das Essen in der neuen Schul-Mensa an. Das orientiere sich scheinbar mehr am Geschmack von Lehrern denn von Schülern: „Wer isst den Getreide-Burger!“ Pizza wäre ihnen lieber. Bunter und lebendiger möchte auch Brunnenschülerin Julia ihre Stadt haben. Die Kläranlage sollte, meint sie, farbig angemalt werden. Es fehle ein besseres Schwimmbad und ein vielfältigeres Kino-Angebot.

Erstaunlicherweise finden die Jugendlichen auch das Jugendzentrum gar nicht als zeitgemäß. Die Raumgestaltung mit den gelben Wänden und den Lampen sei wie ein „Alte-Oma-Laden“, findet Ebru, da gebe es wenig Beschäftigungsmöglichkeiten neben dem Billardtisch, nicht mal eine Spielekonsole. Es liefen nur „voll alte Lieder“, und es fehle vor allem das Angebot von Partys „ohne Alkohol und Kippen“. Jil möchte, dass im Efzet nicht nur Punkrock-Konzerte liefen, „die mag ich nicht besonders“.

Den Anstoß zum Jugendforum hatte im Jahr 2005 eine landesweite Umfrage des Sozialministeriums („Kinder bewerten ihre Stadt“) gegeben, erinnert sich Sylvia Becker-Pröbstel. Von Gremien wie dem Jugendparlament in der Nachbarstadt Karben hält die Kinderbürgermeisterin nur wenig, weil dort nur die ohnehin schon aktiven Jugendlichen als gewählte Vertreter agierten. In Bad Vilbel haben sich hingegen die Schüler klassenweise eingebracht – etwa im Fach „PoWi“ (Politik und Wirtschaft) am Georg-Büchner-Gymnasium.

Die siebenten Klassen habe sie gewählt, weil dort das Thema „Stadt und Gemeinde“ auf den Lehrplänen stehe, erläutert Becker-Pröbstel.

Zu dem Forumsgespräch sind neben dem Bürgermeister Mitarbeiter des städtischen Kinder- und Jugendbüros, der Stadtverordnetenvorsteher, Parteien, Ortsbeiräte und Sachverständige eingeladen.

Das Jugendforum tagt öffentlich am Dienstag, 20. März, von 9.45 Uhr an in der Mensa des Schulzentrums.