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Sonne, Mond, Sterne – Das Wort zum Sonntag

In der Nacht von Samstag, den 3. März, auf Sonntag, den 4. März, haben wir eine totale Mondfinsternis, genau zwischen 23:43 und 00:58 Uhr. Der Mond ist dann im Schatten der Erde und wird darum nicht von der Sonne beschienen. Man sieht ihn dann rötlich, die Sterne wird man dafür umso heller und leuchtender sehen (sofern nicht wieder Wolken davor sind).

Ich stelle mir das schön und vielleicht auch ein bisschen gespenstisch vor, auch wenn all das kein bisschen übernatürlich ist. Aber der Mond und die Sterne haben ihre Anziehungskraft auf uns nicht eingebüßt. Mit Horoskopen kann man immer noch viel Geld verdienen und wer kennt nicht sein Sternzeichen? Die Faszination der Gestirne auf uns Menschen ist jedenfalls nichts Neues. Viele alte Religionen sahen in den Sternen Götter, die uns Menschen regieren. Man kann nur staunen, wie viel astronomisches Wissen sie damals ansammelten. Aber kann ich heute noch davon ausgehen, dass Planeten mein Leben bestimmen, sie gar personifizieren und ihnen eine Art Eigenleben zusprechen?

Wir gehen täglich ganz selbstverständlich mit Technik um, die die wenigsten von uns wirklich erklären können, und trotzdem gestehen wir den Geräten kein Eigenleben zu (höchsten wenn der Computer mal wieder spinnt…). Wir klagen unser Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung hoffentlich ein und bezeichnen uns als aufgeklärte Menschen. Aber trotzdem meinen viele, dass „vielleicht doch etwas dran wäre“ – an der Macht der Gestirne. Und dann kommen bisweilen einige Geschichten, die merkwürdige Zusammenhänge nahe legen und rational schwer zu erklären sind.

Vielleicht spüren wir ab und an, dass unser Leben nicht nur von uns selbst, unserem Verstand und unserem Tun abhängt. Aber vom Mond?

Die Bibel redet vom Mond und den Sternen ziemlich respektlos. Damals galten die Gestirne den meisten anderen Religionen als Götter. Für die Bibel sind sie Lichter, die Gott an den Himmel hängt, damit es hell ist und man Tag und Nacht unterscheiden kann (so in 1. Buch Mose, Kapitel1, Verse 14-19). Sie werden zu Laternen degradiert. Oder im Psalm 104 steht, dass Gott den Mond gemacht hat, um das Jahr zu teilen (damals galten noch die sprichwörtlich ungenauen Mondkalender). Die Schönheit des Mondes und der Sterne wird in der Bibel hervorgehoben, aber immer nur als Werk Gottes. Für die Bibel und den christlichen Glauben ist klar: unsere Welt mit allem, was sie enthält, ist Gottes Schöpfungswerk, uns eingeschlossen.

Abhängig sehe ich mein Leben nur von Gott, meinem Schöpfer. Der aber gesteht mir viele Freiheiten zu, lässt mich mein Leben eigenständig gestalten. Auch wenn er gerne daran beteiligt werden will, regiert er mich nicht. Wieso sollte ich diese Freiheit an weit entfernte Planeten abgeben?

Wenn ich mir Samstagnacht die Mondfinsternis anschaue, werde ich wohl über die Schönheit von Gottes Schöpfung staunen. Nicht weniger und nicht mehr.

Ihre Pfarrerin

Ulrike Mey,

Christuskirche Bad Vilbel