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Stada-Zentrale bleibt – Arzneimittel-Hersteller bleibt vorläufig auch mit Firmensitz in der Quellenstadt ansässig

Bad Vilbel. Krise bei Stada – das ist gestern. Nach den vielfältigen negativen Nachrichten aus dem vergangenen Jahr – von längeren Arbeitszeiten über Jobabbau bis hin zu einem Wegzug der Konzernzentrale aus Bad Vilbel verkündete der Vorstand bei der Bilanzpressekonferenz durchweg positive Nachrichten für den Standort in Dortelweil. „Die nächsten zwei, drei Jahre sicher nicht“, antwortete Vorstandschef Hartmut Retzlaff auf die Frage nach einer Verlagerung der Konzernzentrale ins Ausland. Diese sei aus Steuergründen erwogen worden – aber er sehe auch in Deutschland noch „genug Optimierungspotenzial“.

Der Produktionsstandort in Dortelweil sei sowieso nie in Frage gestellt gewesen, betonte Retzlaff. Auch wenn der Konzern in Projekt „Stada – build the future“ mittel- und langfristig den Ertrag steigern will – und sich dabei auch von Produktionswerken trennen möchte, um die Kosten zu senken. Dass Stada zu Bad Vilbel stehe, werde durch das neue Laborgebäude deutlich.

„Der Baufortschritt liegt voll im Zeitplan“, sagte Christof Schumann, Vorstand Produktion und Entwicklung. Noch wird kräftig gewerkelt, aber schon bald soll der Einzug beginnen. „Zum Ende des ersten Halbjahres wollen wir dort betriebsfähig sein“, kündigte Schumann an. Neue Stellen entstehen durch den Neubau allerdings nicht. Es würden sowohl Büro- als auch Labor-Arbeitsplätze dorthin verlagert. Dafür könnten nun angemietete Flächen aufgegeben werden. Außerdem habe die Gewerkschaft IG BCE die geplante 39-Stunden-Woche abgelehnt, sagte Schumann. Daher könne die Zahl der Stellen nicht erweitert werden.

Über die Arbeitszeitverlängerung ist im Vorjahr lange gestritten worden. Stada wollte dem von der Gewerkschaft geforderten Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen im Gegenzug zur Mehrarbeit von 1,5 Stunden nicht zustimmen – und stieg aus den Verhandlungen aus.

Trotz all dieser Querelen ist die Mitarbeiterzahl in Bad Vilbel aber gestiegen. Retzlaff nannte Zahlen: 940 Köpfe seien es – insgesamt 840 Vollzeitstellen. „Das sind 26 mehr als im Vorjahr“, betonte der Vorstandschef. Dies läuft auch gegen den Trend im Unternehmen. Denn dort sank die Zahl der Beschäftigten von Ende 2008 (8299) binnen eines Jahres um etwas mehr als 300 auf 7981.

Für Bad Vilbels Bürgermeister Thomas Stöhr sind diese Arbeitsplätze wichtig – sie machten die Bedeutung Stadas für die Stadt aus. Dazu kommt ein zweites Argument: „die Steuerkraft“. Der Konzern füllt den Stadtsäckel, gehört zu den großen Zahlern von Gewerbesteuer – wie hoch diese Zahlungen sind, ist aber unklar. Stöhr verweist darauf, dass er solche Zahlen nicht nennen dürfe. Der neue Stada-Finanzvorstand Helmut Kraft sprach von einem Betrag „in einstelliger Millionenhöhe“. Konkreter wurde auch er nicht.

Stadas Bedeutung sieht Stöhr aber auch auf anderem Gebiet: „Sie treten auch als Förderer auf“, verweist der Rathauschef beispielsweise auf die Burgfestspiele. Auf weitere größere Investitionen können Stöhr und die Bad Vilbeler in den nächsten Jahren allerdings nicht hoffen. „So etwas ist nicht geplant“, sagte Produktionsvorstand Schumann.

Das heiße jedoch nicht, dass gar nichts getan werde. Im Gegenteil: Kleinere Investitionen, etwa Maschinen oder ähnliches, würden vorangetrieben. Für größere Investitionen in der Wetterau – neben Bad Vilbel hat Stada noch das Hochregallager in Florstadt – gebe es laut Schumann derzeit auch keinen Platz. Aber nach den Nachrichten im vergangenem Jahr können die Vilbeler mit solchen Neuigkeiten sicher leben.