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Trog-Idee wiederbelebt – MdB Roth (SPD) meint, vor dem Ausbau ist Konsens in Karben nötig

Karben. Der Bund hat die Idee zwar als zu teuer beerdigt, doch nun bekommt sie neuen Aufschwung: die neue B 3 in einem Trog durch Okarben zu führen. Die SPD lässt die Überlegung wieder aufleben, obwohl die Partei doch zuletzt vehement für die vom Bund favorisierte enge Umfahrung warb.

Die Gesichter sind bekannt: Bürger aus Okarben und Groß-Karben, die seit Jahren gegen Verkehrslärm in ihren Stadtteilen kämpfen. Dazu die SPD-Oberen aus Karben. Sie haben den Bundestagsabgeordneten Michael Roth – der den verlorenen Wahlkreis Wetterau betreut – und die Glauburger Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl auf den Toom-Parkplatz gebeten. Direkt an der B 3, direkt am Berufsbildungswerk (bbw), direkt am künftigen Anschluss der Groß-Karbener Nordumgehung an die B 3.

Mit Verkehrsthemen kenne er sich als Politiker aus dem verkehrsreichen Werra-Meißner-Kreis aus, sagt Michael Roth. Doch die Situation in Karben kenne er nicht. Die wird ihm wortreich erklärt: Franz Hagenmaier von der BI „B 3 am Straßberg“ aus Okarben weist auf die Vorzüge der möglichst geradlinigen Umfahrung über das Heitzhöfer Bachtal hinweg hin.

Dass die juristisch nicht durchsetzbar sei, weil es Lösungen gebe, die weniger Natur zerstörten, erläutert die Vorsitzende des Karbener Umweltverbandes BUND, Ulrike Loos. Und dass die Stadt – sprich die CDU/FW/FDP-Mehrheit im Parlament – auch die Vorzugsvariante des Bundes ablehnt.

Die Umweltschützer stemmten sich gegen beide Varianten, sagt Loos. „Denn es ergeben sich neue Chancen durch den Bahnausbau“, das Erweitern der Main-Weser-Bahn von zwei auf vier Gleise. Nämlich: Bahn- und B 3-Trasse zusammenzuführen und in Okarben per Einhausung den Lärm fernzuhalten. „Den Vorschlag haben wir schon vor fünf Jahren gemacht“, sagt BI-Sprecherin Beate Reuther-Vega. Dabei sei diese Lösung für Natur, Stadtentwicklung und Lärmvermeidung die beste, erklärt Ulrike Loos. „Aber sie ist dem Bund einfach zu teuer“ – was der selbst eingeräumt habe. Die Trog-Lösung soll 35,3 Millionen Euro kosten, die enge Umfahrung 18 Millionen.

Michael Roth hört’s, legt den Kopf zur Seite. „Wenn das Verfahren neu aufgerollt wird, hat das natürlich zeitliche Verzögerungen zur Folge“, warnt er. Die von der Stadt derzeit gewünschte, geradlinige Linienführung sei wohl unmöglich. „Kein Amt wird etwas planen, das gegen Recht und Gesetz verstößt.“

Allerdings: Die Gutachten, die bei einer geradlinigen Trasse eine große Naturzerstörung vorhersehen, überprüft die Stadt nun. Ob das Vorhaben von Bürgermeister Guido Rahn (CDU) zum Erfolg führt, bezweifelt Umweltschützerin Loos. „Wie soll das zu einem anderen Ergebnis führen, wenn die gleichen Kriterien angelegt werden müssen?“ Allen, sagt Roth, werde man es nie gerecht machen können. „Sie brauchen eine Lösung, die möglichst vielen gerecht wird.“

Dafür müsse der gordische Knoten durchschlagen werden. „Solange es aus Karben keine konzertierte Meinung gibt, wird nichts passieren“. Solange werde sich in Berlin niemand mit dem B 3-Ausbau in Karben beschäftigen. Er, Roth, wolle das Bundesverkehrsministerium aber darauf hinweisen, dass mit dem Bahnausbau neue Rahmenbedingungen entstanden seien. Damit der Trog trotz höherer Kosten doch nicht ad acta gelegt werde.

„Das Thema“, sagt Hagenmaier, „wird immer wieder durch die Wahlkämpfe gezogen.“ Er zeigt eine frisch erschienene SPD-Broschüre. „Dem Volk werden immer wieder Argumente um die Ohren gehauen, die nicht stimmen.“ Das führe nicht weiter, seufzt er. (den)