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Über Nacht ohne Adresse – Wie kann es sein, dass Anwohner Andreas Schmidt plötzlich im Rendeler Niemandsland wohnt?

Karben. Was passiert, wenn man plötzlich eine neue Adresse hat, ohne umgezogen zu sein? Schlimmer noch: Wenn die Adresse, unter der man zu wohnen glaubt, plötzlich nicht mehr existiert? „Wir sind faktisch nicht mehr da“, sagt Andreas Schmidt. Im fünften Jahr wohnt er mit seiner Frau Sabine in der Dorfelder Straße 34 e in Rendel. Vor gut einer Woche jedoch trauten Schmidts ihren Augen kaum: Die Straße, in der sie wohnen und jeden Tag mehrfach einbiegen, heißt plötzlich Zum Schelmenrod.

Ein niegelnagelneues Schild an der Straßenkreuzung zeigt das ganz deutlich an. „Das gibt’s doch nicht“, habe ich zu meiner Frau gesagt“, berichtet Andreas Schmidt. „Wir konnten es nicht glauben. Niemand hat uns benachrichtigt, kein Zettel im Briefkasten, nichts“. Quasi über Nacht wurde das Schild aufgestellt. „Ich habe mich noch gewundert, weil ich zu meinem Geburtstag Teile für meinen Roller bestellt habe und die nicht ankamen“, sagt er. „Adresse existiert nicht“ zeigte der Status in der Online-Ansicht des Zustellers an. „Ein Schildbürgerstreich“, sagt die Nachbarin entstetzt, die das neue Schild noch gar nicht gesehen hatte.

„Und was ist, wenn ich einen Krankenwagen rufe?“ Allein im vergangenen Jahr brauchte der 42-Jährige zweimal die Hilfe eines Notarztes. „Der dreht doch wieder um, wenn er Zum Schelmenrod liest“, glaubt Schmidt. „Wir sind nicht zu finden“. Die Post, die der bekannte Briefträger bringt, kommt noch an. Auswärtige Zusteller machten wieder kehrt. „Ich denke auch an den Pizzalieferer, der uns nicht finden kann“, sagt Schmidt. Ortsvorsteher Ehrhard Menzel (CDU) „weiß nichts davon“.

Momentan sieht es so aus, als würde die Dorfelder Straße nur bis zur Nummer 34 gehen und dort enden. Bislang machte sie einen kleinen Knick und endete als Feldweg im Nichts. Die Seitenstraße am Ortsausgang Richtung Niederdorfelden, hinter der sich das Neubaugebiet erstreckt, ist nun die Straße Zum Schelmenrod. Rechterhand stimmt das ja auch. Die Häuser links bis zur Einmündung zum Fuhrweg gehörten bislang aber immer zur Dorfelder Straße. „Es geht hier um bis zu 30 Personen, die vergessen wurden“, sagt Andreas Schmidt. Direkt an der Ecke befindet sich ein Mehrparteienhaus, die 34 a; nach einer schmalen Einfahrt in einem kleinen Rondell stehen die Einfamilienhäuser 34 b bis f.

Eine Umbenennung der Straße hätte Konsequenzen: „Ich müsste meine ganzen Papiere ändern lassen. Wenn die uns jetzt zum Schelmenrod machen, mache ich nicht mit“, sagt der IT-Systemelektroniker. Er hat sich ans Straßenverkehrsamt und die Stadt gewandt. „Die dachten erst, ich mache einen Scherz und wurden ganz ungehalten“, berichtet er. Doch nun ist die Beschwerde auch beim Ordnungsamt eingegangen. „Wir haben ein Zusatzschild per Express bestellt“, sagt Uwe Axtmann vom Amt. Noch diese Woche soll es montiert werden, erklärt Stadtrat Jochen Schmitt (SPD). Das Zusatzschild werde unter den Straßennamen gehängt und den „Zugang zur Dorfelder Straße 34 a bis f“ anzeigen.

„Die Straße war vorher ein Feldweg und hieß Büdesheimer Straße“, erklärt Stadtrat und Baudezernent Gerd Rippen (Grüne). Ein Straßenschild habe es dort noch nie gegeben. Erst im Zuge des Neubaugebiets wurde die Straße Zum Schelmenrod benannt und ein Schild montiert. „Der, der die Schilder gemacht hat, hat die Häuser linkerseits nicht zur Dorfelder Straße zugeordnet“, erklärt Rippen. „Uns war bislang die Problematik nicht bekannt“, heißt es von Jochen Schmitt.