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Überläufer zur SPD – Grüne: Die Sozialdemokraten sind auf Öko-Themen aufgesprungen

Bad Vilbel. Zufrieden können die Grünen nicht sein, aber sie nehmen ihre Verluste bei der Landtagswahl gelassen. Denn klar sei, dass die hessischen Wähler einen Wechsel wollten, so Vorsitzender Clifford Mattern bei einer Wahlanalyse im „Café Anderswo“. Viele hätten ihn allerdings eher der größeren SPD zugetraut. Möglicherweise sei auch der Slogan „Koch muss weg“ einigen zu provokant gewesen. Hinzu komme der Erfolg der Linke.

Ulrich Rabl verwies auf eine Wahlanalyse, wonach in Bad Vilbel 500 Wähler von den Grünen zur SPD gewandert seien – „fast genau die 3,1 Prozent, die wir verloren haben“.

Der Leistung der „attraktiven SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti mit ihren ebenso attraktiven Wahlkampfthemen“ schreibt Hannelore Rabl den Erfolg zu. Nachdem lange Zeit die eigene Partei vom rot-grünen Wählerpotential profitiert habe, sei die Welle nun in die andere Richtung gerollt. Eine Ursache sieht Ulrich Rabl auch darin, dass die Wähler bewusst die SPD zur stärksten Partei machen wollten. Umso leichter sei dies gefallen, als die Genossen ureigenste Ökothemen übernommen hätten und auf den grünen Zug aufgesprungen seien. „Das macht sie aber noch nicht zur Öko-Partei“, stellte er fest. „Frau Ypsilanti wird viel Mühe haben, manche Idee bei den Bürgermeistern ihrer Partei durchzusetzen.“

Auch die FDP habe eindeutig davon profitiert, dass selbst bürgerliche Wähler Koch abstrafen und ein starkes Gegengewicht zur CDU haben wollten, unterstrich Helmut Teichmann-Kucharskis.

Ulrich Rabl hält es für „falsch, dass alle Parteien sich schon vor der Wahl auf Koalitionen festgelegt haben“. Er verstehe, dass die SPD sich gegen die Linke klar abgrenze, um einerseits keine Wähler an sie zu verlieren, andererseits aber auch, weil die Mehrheit der Bürger diese Partei noch ablehne. Aus Sicht der Grünen sei sie in Hessen eine „normale Partei“, die „nicht mit der PDS und den Kommunisten gleich zu setzen“ wäre. Ihren Erfolg sieht Mattern im Protest der Wähler. Mit populistischen Themen sammle sie Stimmen, ohne sich über die Finanzierbarkeit ihrer Forderungen Gedanken zu machen.

Eine rot-rot-grüne Regierung sei deshalb aus Sicht der Grünen durchaus vorstellbar, führte Teichmann-Kucharskis aus. Als Alternative bleibe die Ampel. Oder die Duldung. Eine denkbar schlechte Lösung wäre die Große Koalition „Auf Landesebene wäre auch schwarz-grün grundsätzlich möglich“, so Peter Paul, „aber nicht mit diesen Personen und Programmen“. Positiv vermerkte Hannelore Rabl, dass die NPD ei dieser Wahl keine Rolle spielte. Zusammen mit der SPD und interessierten Bürgern wollen die Grünen vom 29. Februar bis zum 2. März eine Fahrt nach Lubmin unternehmen. Dort soll (wie ausführlich berichtet) an der Ostsee ein riesiges Kohlekraftwerk mit Beteiligung der Bad Vilbeler Stadtwerke gebaut werden.