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»Unsere Schule wird zerschlagen«

Machen sich Sorgen um die Gemeinschaft ihrer Schule (von links): Arno Menzel (Personalrat), Christine Schröder (Personalrätin), Daniel Schneider (Vorsitzender Schulelternbeirat), Schulsprecherin Malina Dörflinger sowie Jan Eble vom Kreisschülerrat. Foto: Patrick Eickhoff
Machen sich Sorgen um die Gemeinschaft ihrer Schule (von links): Arno Menzel (Personalrat), Christine Schröder (Personalrätin), Daniel Schneider (Vorsitzender Schulelternbeirat), Schulsprecherin Malina Dörflinger sowie Jan Eble vom Kreisschülerrat. Foto: Patrick Eickhoff

Von Patrick Eickhoff

John-F.-Kennedy-Schule protestiert gegen Pläne des Wetteraukreises

Bad Vilbel. Die Quellenstadt wächst. Viele junge Familien ziehen in die Quellenstadt. Das bringt auch Zuwachs an Kindergärten und Schulen mit sich. Die John-F.-Kennedy-Schule muss in diesem Zuge sechs Klassenräume an die benachbarte Saalburgschule
abgeben. Die Verantwortlichen sind sauer. Denn statt in einen Neubau sollen Klassen künftig in die 30 Fußminuten entfernte Brunnenschule ausgelagert
werden.

An der John-F,-Kennedy-Schule ist ganz schön was los – und das hat ausnahmsweise nichts mit Corona zu tun. »Unsere Schule wird zerschlagen«, sagt Christine Schröder. Die Personalrätin der Einrichtung ist enttäuscht. Bis vor wenigen Monaten ist man an der Kennedy davon ausgegangen, ein Neubau fängt die aktuell schon großen Platz- und Raumprobleme ab. Der Kreis hat andere Pläne. Die Haupt- und Realschule mit Förderschwerpunkt soll zum kommenden Schuljahr sechs Klassen in die 30 Fußminuten entfernte Brunnenschule auslagern, da sechs Räume an die benachbarte Grundschule abgegeben werden sollen. »Pädagogisch ist das eine Katastrophe«, sagt Schröder.

Die Gründe liegen auf der Hand, wie Schröder und ihr Personalratskollege Arno Menzel erläutern: »Der Charakter der Schulgemeinschaft geht verloren. Er baut auf der sozialen Integration durch Arbeitsgemeinschaften querbeet durch alle Jahrgangsstufen auf.« Egal wie man die Klassen trennen würde, die Gemeinschaft würde kaputtgehen. Menzel führt aus: »Wenn man die Abschlussklassen auslagert, dann sind viele der Streitschlichter nicht mehr auf dem Hof.

Gleiches gilt für die Hauptschule. Es wäre fatal, diese abzusondern. Ältere Schüler können auch ihre Erfahrungen nicht mehr weitergeben. Das würde Projekte wie die Schulsanitäter oder Radio JFK treffen.« Denn die Einrichtung leiste in der Quellenstadt einen wichtigen integrativen Anteil. Menzel: »Mit der Auslagerung wird alles fehlen, was unser Schulleben ausmacht.«

Fokus auf Betreuung der Grundschüler
Doch wieso ist der Neubau erst mal vom Tisch? Der Kreis teilt mit: »Da der Bundesgesetzgeber vorgibt, dass künftig ein Betreuungsanspruch für Grundschüler bestehen soll, muss der Fokus aktuell auf dem Ausbau der Ganztagsangebote in Grundschulen liegen. Vor diesem Hintergrund wird die Saalburgschule künftig den kompletten 12-Klassenbau nutzen, während die JFK im Gegenzug für das kommende Schuljahr 2021/22 die vier Containerräume der Saalburgschule erhält. In dieser Maßnahme wird auch der dynamischen Stadtentwicklung in Bad Vilbel Rechnung getragen, die zu einer Erhöhung der Gesamtschülerzahlen führt.«

An der Kennedy-Schule sieht man das etwas differenzierter. Daniel Schneider, Vorsitzender des Schulelternbeirats, sagt: »Bad Vilbel wächst, aber die Schulen wachsen nicht mit. Es soll hier keine Differenzen zwischen den Schulen geben, aber ich verstehe nicht, wieso man nicht gleich für das ganze Gelände hier geplant hat?« Schneider erläutert, es hätte eine »ergebnisoffene Prüfung« geben müssen. »Da würde man feststellen, welche Schule Platzprobleme hat, welche kann eher eine Klasse auslagern. Das kann nicht die Lösung sein.«

Der Kreis teilt mit, dass langfristig angedacht sei, den Campus JFK und Saalburgschule gemeinsam neu zu planen. »Eine Konkretisierung dieser Pläne kann jedoch erst erfolgen, nachdem die neue Grundschule eröffnet wurde. Inzwischen ist ein externes Büro beauftragt, und eine Fertigstellung ist derzeit zum Schuljahr 2023/24 geplant.«

An der Saalburgschule und dem Georg-Büchner-Gymnasium werden die Schülerzahlen den Prognosen des Wetteraukreises zufolge steigen. »An der JFK hingegen sind in die Schülerzahlen in den vergangenen Jahren gesunken und es werden bis zum Schuljahr 2023/24 stagnierende beziehungsweise sinkende Schülerzahlen erwartet.«

Personalrätin Christine Schröder hat für diese Argumentation kein Verständnis. »Man kann nicht voraussetzen, dass alle Grundschüler und neu zugezogenen Kinder auf ein Gymnasium gehen.« Sie geht noch einmal auf die Entfernung der Brunnenschule ein: »Es sind fast 30 Minuten Fußweg, für die Lehrer bis zu 15 Minuten mit dem Auto, je nach Parkplatzsuche. Es gibt kein Sekretariat, für Lehrer keine richtige Pause. Was passiert mit der Betreuung von erkrankten Schülern, die abgeholt werden müssen? Es gibt keine Mensa vor Ort. Außerdem sind die Räume zu klein.«

Der Kreis teilt mit, dass vor Ort bereits Arbeiten laufen würden. Die Brunnenschule verfüge hinsichtlich Ausstattung und Campus über eine »ausgezeichnete Infrastruktur«. »Neben einem Werkraum, einer Lehrküche, Naturwissenschaftsräumen und Computerräumen befinden sich an der Schule eine ungenutzte Mensa sowie ein kompletter Verwaltungsbereich mit Büros und Lehrerzimmern, die der JFK selbstverständlich ebenfalls zur Verfügung stehen.«

Es werde sich gerade um größere Räume gekümmert. »Der Schulträger macht bei der Nutzung der Räumlichkeiten zudem keine Vorgaben, sodass es im pädagogischen und organisatorischen Ermessen der Schulleitung liegt, welche Jahrgangsstufen oder Schulformen an der ehemaligen Brunnenschule beschult werden. Gleichwertig geeignete Räumlichkeiten am aktuellen Standort zu schaffen würde unabhängig von den Kosten erheblich mehr Zeit in Anspruch nehmen.«

Bei einem Treffen mit allen Beteiligten habe man über die Möglichkeit dieser Nutzung geredet. »Sobald dem Schulträger von der Schulleitung ein Nutzungskonzept für die Räume der ehemaligen Brunnenschule vorgelegt wird, ist der Wetteraukreis selbstverständlich auch bereit, weitere Umbaumaßnahmen in die Wege zu leiten.«

Unmut über Pläne des Schulträgers
Für Arno Menzel, Christine Schröder und Daniel Schneider ist das keine zufriedenstellende Antwort. Und auch die Schüler sehen das so. Schulsprecherin Malina Dörflinger sagt: »Wenn ich daran denke, wie oft ich als Klassenpate in andere Klassen gehe, oder auch zum Schulleiter muss, um etwas zu besprechen. Das geht alles nicht, wenn ich 30 Minuten entfernt bin. Wir haben jetzt schon zu wenig Räume für unsere Projekte. Das wird so nicht besser.«
Schneider befürchtet, dass sich die Planung des Neubaus noch lange strecken wird. »Wenn man 2023 mit der Fertigstellung der Grundschule rechnet, und dann erst anfängt, den Campus neu zu planen. Dann wird das noch einmal mehrere Jahre dauern. Das kann nicht sein.« Schneider war als Kind selbst auf der Kennedy und sagt: »Ich habe Angst um diese schöne Schule.«

Raumnutzung in der Brunnenschule
Im Schuljahr 2021/2022 will man bei der Kennedyschule noch auf die Ausgliederung der Klassen verzichten. »Wir wollen es anders auffangen«, sagt Personalrätin Christine Schröder. Der Kreis hingegen teilt mit, dass man bei der Kennedy seit Jahren Räume in der Brunnenschule nutze und damit selbst einen Grundstein für die Nutzung gelegt habe. Schröder entgegnet; »Die achten Klasse der Hauptschulen haben einen Praxistag. Den siebten Klassen bieten wir eine Vorbereitung auf diesen Tag an. Das findet in der Brunnenschule statt, Das ist so selten, das passt als Vergleich überhaupt nicht.«

Von Patrick Eickhoff
Machen sich sorgen um die Gemeinschaft der Schule (von links): Arno Menzel (Personalrat), Christine Schröder (Personalrätin), Daniel Schneider (Vorsitzender Schulelternbeirat), Schulsprecherin Malina Dörflinger sowie Jan Eble vom Kreisschülerrat. Fotos: Patrick Eickhoff
Für einige Schüler der Kennedy-Schule geht der Unterricht bald in der Brunnenschule weiter.

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