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Warten auf Aussagen der Gutachter

Am geplanten Neubaugebiet »Hofacker« in Gronau scheiden sich die Geister. Zu den Befürwortern zählen Bürgermeister Sebastian Wysocki und Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer (beide CDU), viele Bürger sind dagegen. Foto: Christine Fauerbach
Am geplanten Neubaugebiet »Hofacker« in Gronau scheiden sich die Geister. Zu den Befürwortern zählen Bürgermeister Sebastian Wysocki und Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer (beide CDU), viele Bürger sind dagegen. Foto: Christine Fauerbach

Bad Vilbel. Am geplanten Gronauer Baugebiet »Hofacker« scheiden sich die Geister. Viele Bürgerinnen und Bürger möchten, dass das zwischen Nidda, Dortelweiler Straße und Stockwiesenweg gelegene Areal als landwirtschaftliche Fläche erhalten bleibt. Sie haben im Dezember vergangenen Jahres eine Petition gegen das geplante Neubaugebiet initiiert, die 1085 Unterstützer fand, von denen 754 aus Bad Vilbel kommen (diese Zeitung berichtete).
Die an den Bürgermeister gerichtete Petition wurde übergeben und stand nun bei der 15. Sitzung des Planungs-, Bau- und Umweltausschusses am Dienstagabend auf der Tagesordnung. Gleich zu Beginn der Sitzung erklärte Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU), dass es im Ausschuss um eine Beratung gehe und es keine Abstimmung gebe.
Ausgewiesen als Erweiterungsfläche
Wysocki betonte, dass diese Fläche als Wohnbaufläche entwickelt werden solle, zurzeit aber noch die Gutachten ausstünden. Er sei für das Neubaugebiet am westlichen Ortsrand von Gronau, habe dies bereits in seinem Bürgermeisterwahlkampf kommuniziert. »Die Nachfrage nach Bauplätzen in der Quellenstadt ist hoch. Auch in Gronau möchten sich viele Familien ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen und im Ort einen Bauplatz«, sagte der Bürgermeister. Das Gebiet sei als Ackerfläche eingestuft, sei aber bereits als Erweiterungsfläche ausgewiesen.
Unterstützt wurde er vom Gronauer Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer (CDU) der ebenfalls betonte, dass das Bauvorhaben umgesetzt werde, wenn die Gutachter aus den Bereichen Umwelt, Baugrunduntersuchung, Verkehr, Hydrologie, Eingriff ins Landschaftsbild, Denkmalschutz und Erschließungskosten zustimmten. Ein Büro sei mit der Ausarbeitung eines Konzeptes beauftragt worden. Bei diesem handele es sich um den Bebauungsplanvorentwurf. Dieser werde den städtischen Gremien und dem Ortsbeirat vorgestellt sowie vier Wochen öffentlich ausgelegt.
Erhöhtes
Hochwasserrisiko

Wird der Bebauungsplan im Stadtparlament verabschiedet, dann rollen Ende des Jahres auf dem Feld am Rande des Auengebietes die Bagger. Die Gegner hoffen, dass es dazu nicht kommt und warten gespannt auf die Ergebnisse der Gutachten. Sie führen als Argumente gegen eine Bebauung Umwelt- und Naturschutz, den Erhalt des Auengebietes, das erhöhte Hochwasserrisiko durch die Versiegelung, Aufschüttung und Bebauung der Fläche bei Überschwemmungen sowie die Grundwasserverknappung wegen fehlender Versickerung an. Sie sind überzeugt davon, dass die Versiegelung der Flächen am Wassereinzugsgebiet mittelfristig zur Grundwasserverknappung beitragen werde. Neben unzureichender Infrastruktur gehören zu den in der Petition genannten Argumenten auch die hohen Erschließungskosten etwa durch die Aufschüttung des Baugrundes.
Nachfragen zu
B-Plan »Krebsschere«

Für Diskussionen und zahlreiche Nachfragen sorgte in der Sitzung auch die »Vorstellung des Vorentwurfs der 13. Änderung des Bebauungsplans ›Krebsschere‹« zwischen Massenheim und Dortelweil. Die Fragen der Ausschussmitglieder zum ehemals als »Spring Park Valley« mittlerweile aber als »Phyll« benannten Baugebiet, drehten sich vor allem um Grünflächen wie der geplante zentrale Park am Ostrand des Plangebietes, die öffentliche Grünfläche »Parkanlage« und »Spielplatz«.
Es handele sich um einen städtebaulichen Entwurf mit viel Grün. Über die Landschaftsbrücke werde es eine Verbindung des Areals bis Dortelweil geben. Zudem müssten 65 Prozent der Dächer auf den 55 Meter hohen Gebäuden begrünt werden, informierten die Planer. Ebenfalls begrünt werden müssen nach aktueller Gesetzeslage Fassaden ab 50 Meter fensterloser Flächen. Da auf die große Tiefgarage 80 Zentimeter Substrat aufgetragen werde, könnten dort sogar Bäume gepflanzt werden. Verboten sind in diesem Gebiet Schottergärten. Bei dem Konzept des Baugebietes handele es sich um eine »Schwammstadt« oder »Sponge City«. Geplant ist, anfallendes Regenwasser durch tiefergelegte Grünflächen, Regenrückhalteanlagen, der Begrünung nicht überbauter Grundstücksflächen, begrünte Dächer und Fassaden sowie Festlegung der Gehölze und Pflanzen zu speichern und dem ökologischen Kreislauf wieder zuzuführen.
Zwei Grünen-Anträge abgelehnt
Die beiden Anträge der Fraktion 90/Die Grünen zur Beteiligung am Projekt »Wetterauer Ernte(-n)« und einer Vorstudie zum »On Demand Service« fanden im Ausschuss keine Mehrheit.
In Bezug auf die »Wetterauer Ernte(-n)« fordern die Grünen den Beitritt der Stadt zur Initiative des Naturschutzfonds des Wetteraukreises. Sie habe zum Ziel, das Bewusstsein für lokale und regionale Streuobstwiesen und ihren Obstbestand in der jeweiligen Bürgerschaft zu fördern. Auch würde so die Aberntung von tragenden Obstbäumen gefördert und damit die Ressourcenverschwendung von regionalen Lebensmitteln reduziert«, Teilnehmende Gemeinden markierten im Rahmen der Initiative in ihrem Besitz befindliche Obstbäume mit einem gelben Punkt oder Kreuz, das für die Erlaubnis zur Aberntung von jedermann/-frau stehe, heißt es in der Begründung der Grünen.
Zudem forderten die Grünen einen flexiblen Rufbus (On Demand Shuttle) nach dem Vorbild »KNUT« für Bad Vilbel. Seit letztem Jahr stehe »KNUT« am Vilbeler Nordbahnhof für S-Bahn-Reisende zur Verfügung, die einen Anschluss in Frankfurter Stadtteile wie Nieder-Erlenbach, Harheim und Nieder-Eschbach suchen. Das Modell habe sich bewährt, Benutzer könnten den Kleinbus per App bestellen und würden gegen geringes Entgelt ohne lange Wartezeiten flexibel nach Hause gebracht. Der Service stehe für Vilbeler Stadtteile bereit. Deshalb fordern die Grünen dessen Einführung für Bad Vilbel. (fau/red)