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„Wer wird die Nächste sein?“ – Lesung und Musik zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus’

Der Völkermord an den Sinti und Roma im Dritten Reich steht im Mittelpunkt einer Gedenkveranstaltung am Dienstag, 24. Januar, 19.30 Uhr im Kulturzentrum Alte Mühle.

Bad Vilbel. Die Schauspielerin Carolin Weber wird Passagen aus dem Erinnerungsbuch lesen, das die Sintezza Anna Mettbach unter dem Titel „Wer wird die Nächste sein?“ veröffentlicht hat, und ein Trio des Philharmonischen Vereins der Sinti und Roma Frankfurt am Main wird musizieren.

Zu dieser Veranstaltung drei Tage vor dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus’ – dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz 1945 – lädt die Lagergemeinschaft Auschwitz gemeinsam mit dem Fachbereich Kultur der Stadt Bad Vilbel und dem Geschichtsverein Bad Vilbel ein. Der Eintritt ist frei.

Anna Mettbach, in Ulfa (heute Stadtteil von Nidda) geborene Sintezza, war Häftling in Auschwitz und Ravensbrück und Zwangsarbeiterin bei Siemens im sächsischen Wolkenburg. Sie lebt heute in Gießen.

So gnadenlos wie die Juden wurden im Dritten Reich auch die Roma, Sinti und verwandte Volksgruppen verfolgt. Eine halbe Million ihrer Menschen wurde ermordet. Darunter auch Familienangehörige von Anna Mettbach.

Ihr Bericht in dem 1999 erschienenen Buch „Wer wird die Nächste sein?“ beginnt mit folgenden Sätzen: „Ich bin eine Sintezza. Geboren bin ich am 26. Januar 1926 in Ulfa. Jahrzehntelang konnte ich mich nur im engsten Familienkreis oder bei Überlebenden öffnen. Aber nachdem Häuser niedergebrannt wurden und Menschen darin verbrannten, machte ich mir es zur Pflicht, vor allem vor jungen Menschen zu sprechen, denn die Jugend ist unsere Hoffnung. Die Begegnungen mit diesen Jugendlichen helfen mir, und ich hoffe, dass ich auch ihnen etwas geben kann. Doch wenn ich die Glatzen im Fernsehen oder auf der Straße sehe, läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter. Oftmals lassen mich diese Begegnungen nachts nicht schlafen, denn die Erinnerungen treten wieder hervor, und wie ein gehetztes Tier versuche ich, vor den mich bedrängenden Bildern zu flüchten.“ (hir)