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Wie Bad Vilbels Hassia in den Osten kam

Günter Hinkel (links) und Dirk Hinkel bei der Vorstellung des Buches in Lichtenau. Foto. privat
Günter Hinkel (links) und Dirk Hinkel bei der Vorstellung des Buches in Lichtenau. Foto. privat

Bad Vilbel. Mit »Die Erfolgsgeschichte der Lichtenauer Mineralquellen« hat Hassia-Seniorchef Günter Hinkel aus Bad Vilbel einen ganz persönlichen Blick in sein Archiv gewagt. Das Ergebnis ist ein Buch mit zahlreichen Erinnerungen, spannenden Anekdoten und einem ganz besonderen Bau.
Hassia-Seniorchef Günter Hinkel hat in seiner beruflichen Karriere so einiges erlebt. Der Urenkel des Firmengründers Johann Friedrich Wilhelm Hinkel repräsentiert die vierte Generation des Familienunternehmens, in dem er seit 1962 selbst tätig ist. Einer der Höhepunkte in der Firmengeschichte ist sicher der Umzug von Hassia aus der Altstadt im Jahr 1972 in den Neubau in der Gießener Straße. Wenn Hinkel aber vom »spannendsten und eindrucksvollsten Erlebnis« seiner Berufsjahre spricht, dann bezieht sich Hinkel nicht auf einen Umzug oder andere Bautätigkeiten in Bad Vilbel. Vielmehr richtet sich der Blick nach Lichtenau in Sachsen.
»Die Neugründung der Lichtenauer Mineralquelle auf der grünen Wiese kurz nach Mauerfall. Das werde ich nie vergessen.«
Rückblick: 13. Dezember 1990. Es ist ein bitterkalter Wintertag im ostdeutschen Lichtenau in der Nähe von Chemnitz. »Ein ganz besonderer Moment«, erinnert sich Hinkel. Es ist der Tag der Grundsteinlegung für einen neuen Mineralbrunnen-Betrieb, die Lichtenauer Mineralquellen. Ein Jahr nach der Wende setzt Günter Hinkel einen Brunnen auf eine Wiese. »Das war das Erlebnis meines Lebens.« Nur acht Monate später läuft die Produktion an. »Heute würde so ein Projekt Jahre dauern.«
Über die Entwicklung von Hassia Mineralquellen in den ostdeutschen Bundesländern hat der Seniorchef jetzt ein Buch geschrieben. Ein Zeitdokument, angereichert mit vielen persönlichen Erlebnissen und Anekdoten. »Auf die Idee gekommen bin ich, weil mich viele Mitarbeiter in Lichtenau darauf angesprochen haben. Deshalb war es mir wichtig, das Buch zu schreiben.«
Heute entspricht der ostdeutsche Absatz 45 Prozent des Absatzes der gesamten Hassia-Gruppe. »Darauf können wir stolz sein.« Im Buch schreibt Hinkel über die Entwicklung der »Hassia-Töchter« in den neuen Bundesländern – also auch über Schmalkalden (Thüringen), Hecklingen (Sachsen-Anhalt) oder Güstrow und Bad Doberan in Mecklenburg-Vorpommern. »Aber so ganz aus dem Nichts gebaut, haben wir nur in Lichtenau.«
Anstrengende
Planungsphase

Hinkel erinnert sich an erste Kontakte im Dezember 1989 nach Thüringen und die ersten Lieferungen von Mineralwasser nach dort und die ersten Ideen, dort einen Mineralbrunnenbetrieb aufzubauen. »Natürlich wussten wir nicht, ob es klappt, aber wir wussten, dass die Menschen vor Ort viel Wert auf regionale Produkte legen.«
Im Juli 1990 begann die Planungsphase. »Wir mussten teilweise helfen, als es um die ganzen Verfahren und Bauanträge ging. Das war alles anders als bei uns.« Was dann folgte, wird Hinkel so schnell nicht vergessen. »Außer den Baumaßnahmen und Investitionen war die Bereitstellung der Energiequellen eine schwierige Aufgabe. Wir mussten bei null anfangen.«
Fürs Brauchwasser wurde kurzerhand eine Quelle erschlossen, fürs Abwasser eine eigene Kläranlage errichtet. Erdgas und Strom wurde über Leitungen in den Betrieb geholt. Die erste Abfüllung erfolgte dann Mitte Juli 1991. »Ein kleines Wunder«, sagt Hinkel.
Zur Einweihung am 15. September 1991 kamen nicht nur zahlreiche Gäste, sondern auch 30 000 Besucher zum Tag der offenen Tür. All diese Erinnerungen hat Hinkel aufgeschrieben und gemeinsam mit Friedemann Kuhl in Form gebracht. »Ich habe mehr als 200 Bilder aus dem Archiv rausgesucht. Es waren bestimmt 30 Sitzungen«, schwärmte Hinkel.
Der Seniorchef setzt mit dem neuen Buch seine Erinnerungen fort, die er bereits 2021 mit der »Hassia Firmengeschichte« begonnen hatte. Entstanden ist auch diesmal ein Werk mit vielen Hintergrundinformationen, zahlreichen Bildern von damals und heute sowie vielen Anekdoten von Mitarbeitern und Weggefährten. Hinkel freut’s: »Es ist wirklich schön geworden.«
Einnahmen gespendet
Beide Bücher können in der Stadtbibliothek Bad Vilbel ausgeliehen werden. Günter Hinkel hat aber auch einige Exemplare der »Erfolgsgeschichte der Hassia-Töchter in den neuen Bundesländern« für alle Interessierte in und um Bad Vilbel reserviert. Diese persönliche Ausgabe kann gegen einen Kostenbeitrag von zehn Euro im Hassia-Verwaltungsgebäude, Gießener Straße 30, in Bad Vilbel abgeholt werden (Montag bis Freitag, 8 bis 17 Uhr). Die Einnahmen auf dem Verkauf werden als Spende an die Bad Vilbeler Tafel weitergeleitet. Von Patrick Eickhoff