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Wort zum Sonntag: Das tägliche Brot …

„Mein Strom kommt aus der Steckdose und mein Wasser aus dem Wasserhahn“ – das ist so simpel, dass jedem klar ist, dass man es ganz so einfach dann doch nicht sehen kann. Und doch: Im Alltag leben wir alle natürlich genau so. Auch als bewusst lebender Mensch kann ich mir nicht bei jedem Zähneputzen und beim Anschalten des PC klar machen, dass Wasser oder Strom nicht selbstverständlich sind – ebenso wenig selbstverständlich wie gut bestückte Kleiderschränke, gefüllte Kühlschränke und Speisekammern und mehr oder weniger volle Bankkonten. Keine Frage: Den meisten unter uns geht es wirklich gut! Am Sonntag (oder in einer Woche Anfang Oktober) feiern die Christen Erntedank. In manchen Dörfern der Wetterau ist die Landwirtschaft bis heute ein fester Bestandteil des alltäglichen Lebens; dort ist für Groß und Klein erkennbar, dass unsere Lebensmittel nicht im Supermarkt wachsen. Für mich in Bad Vilbel wird dies immer am guten Vilbeler Mineralwasser deutlich: Es fließt in den Tiefen der Erde und es ist viel Arbeit damit verbunden, dass es am Ende in einer Wasserflasche auf meinem Tisch steht. Mehr als alles andere ist Wasser eine nicht selbstverständliche Grundlage des Lebens und in viel zu vielen Gegenden unserer Welt wären Menschen überglücklich über unser Vilbeler Wasser.

Wir dürfen in der Fülle leben! Am Erntedankfest machen wir uns dies bewusst und bringen es als Dank vor Gott. Vielfach feiern wir Gottesdienste, die ganz besonders auch Kinder und Familien einladen. Zweifellos ist es eine wichtige pädagogische Aufgabe, die Kostbarkeit und den Reichtum unseres Lebens auch den Kindern zu vermitteln. Doch auch hier ist es wie in allen anderen Bereichen unseres Lebens: In erster Linie ist unser erwachsenes Vorbild gefragt: Wie bewusst gehen wir im Alltagsleben mit den uns anvertrauten Reichtümern um?

„Unser täglich Brot gib uns heute“ heißt es als Bitte an Gott im Vaterunser. Wie im Gebet so ist auch am Erntedankfest mehr gemeint, als „nur“ das Brot. Gott schenkt uns, was wir zum Leben brauchen – und vieles darüber hinaus. In Dankbarkeit und aus der Dankbarkeit heraus leben. Dazu will uns das Erntedankfest einladen – und zwar weit über diesen einzelnen Tag hinaus. Ergebnis eines solchen Lebens wird nicht nur sein, dass ich sparsamer mit den mir anvertrauten Gütern umgehen werde, sondern vor allem auch, dass ich mir ihrer viel bewusster sein werde. Nur wer die Fülle als solche wahrnimmt, kann sie würdigen.

Ein gesegnetes Erntedankfest

wünscht Ihnen

Pfarrer Dr. Klaus Neumeier