Veröffentlicht am

Zwischen Enttäuschung und vollster Zufriedenheit

Bad Vilbeler Parteien ziehen Fazit nach Bundestagswahl – FDP mit dem kreisweit besten Ergebnis 

Das Erststimmenergebnis der Bad Vilbeler Wählerinnen und Wähler. Hier holte Armin Häuser die meisten Stimmen.
Auch bei den Zweitstimmen erhielt in Bad Vilbel die CDU die meisten Stimmen, gefolgt von der SPD und den Grünen.

Bad Vilbel. Gemischte Gefühle bei der Koalition, eine sehr starke FDP, erstarkte Grüne. In Bad Vilbel ist die Gefühlslage nach der Bundestagswahl bei den Parteien bunt gemischt.
Zwar hat die CDU mit 24,93 Prozent der Zweitstimmen das beste Ergebnis erzielt, dennoch zeigt sich CDU-Fraktionsvorsitzende Irene Utter am Tag danach enttäuscht. »Besonders bedauern wir es, dass unser Direktkandidat Armin Häuser knapp den Wahlkreis nicht gewinnen konnte. Mit seiner umfangreichen Berufserfahrung wäre er ein guter Vertreter der Wetterau in Berlin gewesen. Auch das Bad Vilbeler Ergebnis hat uns enttäuscht, auch wenn wir, anders als im Bundestrend, stärkste Kraft in der Quellenstadt geblieben sind.« Die Mitglieder vor Ort hätten engagiert gekämpft, doch die Bundespartei habe in ihrer Wahlkampfführung erhebliche Fehler gemacht. »Nun muss die Gelegenheit genutzt werden, die CDU neu aufzustellen. Daran werden sich die Christdemokraten in Bad Vilbel gerne beteiligen.«

Ganz anders sieht das beim Koalitionspartner aus. Die SPD ist insgesamt »sehr zufrieden«, wie Fraktionsvorsitzender Christian Kühl mitteilt. Mit 21,79 Prozent ist sie bei den Zweitstimmen zweitstärkste Kraft in der Quellenstadt. »Wir haben einen sehr engagierten Wahlkampf geführt und im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 haben wir 766 Stimmen oder 3,57 Prozent in Bad Vilbel hinzugewinnen können.« Auf dem Heilsberg sind die Sozialdemokraten stärkste Kraft. «Das zeigt, dass die SPD auch in Bad Vilbel weiter Potenzial hat. Auch freut es mich sehr, dass auf den gesamten Wahlkreis gesehen, unserer Kandidatin Natalie Pawlik sich durchsetzen konnte.«
Kühl glaubt zwar nicht, dass man für die Bürgermeisterwahl Rückschlüsse aus der Bundestagswahl ziehen kann, »aber wir wollen nach einem weiteren engagierten Wahlkampf natürlich gewinnen und sind uns sicher dass entweder Alban Krasniqi oder Gunter Salomon »gute Chancen haben«.

Grünen wählen Kandidat am 2. Oktober
Ebenfalls im Aufwind sehen sich die Grünen, die mit 21,3 Prozent knapp hinter der SPD gelandet sind. Ein Zugewinn von acht Prozent im Vergleich zur Bundestagswahl 2017. Jana Peters, Vorsitzende der Grünen in Bad Vilbel, stellt fest: »Das beste Grünen-Ergebnis bei einer Bundestagswahl konnten wir noch um 6,5 Prozentpunkte übertreffen. Und noch viel erfreulicher für uns in Bad Vilbel ist, dass wir die Partei mit dem mit Abstand größten Zugewinn sind. In dem Maße wie die CDU vor Ort an Zustimmung verloren hat, haben die Grünen hinzugewonnen. Das werten wir als ein ermutigendes Signal für die Bürgermeisterwahl.« Mit diesem Rückenwind der Wählerinnen und Wähler werden die Grünen am 2. Oktober ihren Bürgermeisterkandidaten nominieren.

Mehr als zufrieden ist man auch im Lager der FDP. »So nah lagen CDU, SPD, Grüne und FDP bei einer Bundestagswahl noch nie in Bad Vilbel beisammen«, sagt FDP-Vorsitzender Jörg-Uwe Hahn. » Mit 16,24 Prozent sind wir Liberale nicht nur Zuhause eine beachtliche Größe, kreisweit haben wir es zum stärksten Verband der FDP geschafft.« Die Gründe nennt Hahn gleich im Anschluss: »Kontinuierliche fachliche Arbeit und zahlreiche sympathische Persönlichkeiten von jung bis älter macht die Mischung derzeit aus. Danke an unsere Julis, die einen super Straßenwahlkampf organisiert haben.«

Die AfD holte in Bad Vilbel 5,5 Prozent der Zweitstimmen. »Wenn man bedenkt, welchem Shitstorm unsere Partei tagtäglich ausgesetzt ist, können wir mehr als zufrieden sein,« so der Sprecher der AfD Bad Vilbel, Norbert Schmidt. Außerdem sei der AfD mit den Parteien »Die Basis« und »Freie Wähler« Konkurrenz erwachsen, die in Kernthemen identische Botschaften transportiert hätten, was Wählerstimmen gekostet habe. Zur Frage nach einem Bürgermeisterkandidaten wollte sich Schmidt noch nicht äußern. »Jetzt packen wir wir erst mal die Plakate wieder ein, danken unseren Aktiven und atmen alle mal tief durch.«

Von Patrick Eickhoff