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145 neue Pflegeplätze – Heimbetreiber investieren 30 Millionen Euro in Bad Vilbel – und sehen sich nicht als Konkurrenten

Die Zahl der Pflegeplätze für Senioren soll in Bad Vilbel massiv steigen. Gleich zwei neue Heime sollen in diesem Jahr entstehen. 120 Zimmer in Dortelweil, 145 Pflegeplätze auf dem Heilsberg. Dort gibt es bereits das Altenzentrum mit 156 Bewohnern. Die Betreiber bestreiten, dass es ein Überangebot und harte Kämpfe um qualifizierte Mitarbeiter geben werde.

Bad Vilbel. Die Karten liegen auf dem Tisch. Die Kölner AGO-Betriebsgesellschaft für Sozialeinrichtungen will in Dortelweil bauen, die HBB Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft mit ihrem Betreiber Domicil Am Hang auf dem Heilsberg. Mit den beiden Vorhaben wird Bad Vilbel zu einem Zentrum der Seniorenpflege. Die drohende Konkurrenz schreckt die beiden Betreiber nicht. „Wir haben die Marktsituation nochmals geprüft“, sagt AGO-Geschäftsführer Mathias Neumayr, dessen Gesellschaft im Moment stark expandiert – mit „einem bis zwei neuen Häusern pro Jahr“. In der Umgebung ist die AGO in Nidderau und Rosbach präsent, unterhält derzeit insgesamt zehn Pflegeheime.

In Dortelweil sollen 120 stationäre Pflegeplätze und 45 Einheiten für betreutes Wohnen entstehen. Es soll auch spezielle Bereiche für 40 bis 50 demente Bewohner geben. Gerontopsychiatrisch geschulte Mitarbeiter sollen die Bewohner betreuen.

Baubeginn Frühjahr

„Wir können nicht verhindern, dass an anderer Stelle noch ein weiteres Projekt entsteht“, sagt Neumayr, „aber beide liegen in entgegengesetzten Stadtteilen.“ Einzugsbereich solle Bad Vilbel mit den nördlich angrenzenden Kommunen, vor allem des Taunus, sein, erklärt der AGO-Geschäftsführer. Im Frühjahr solle spätestens Baubeginn für das 12,5-Millionen-Euro-Projekt der Frankfurter Open Mainded Beratungsgesellschaft in Dortelweil sein. Nach 14 Monaten Bauzeit sollen die ersten Bewohner im September 2014 auf dem 7800 Quadratmeter großen Areal des früheren Hofguts einziehen können.

Die AGO plane mit einem auf 20 bis 25 Jahre angelegten Pachtvertrag, so Neumayr: „Ich gehe davon aus, dass in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten der Bedarf im stationären Bereich weiter steigt.“ Er betont aber auch: „Wir müssen den ambulanten Bereich stärken, weil man sonst an die Finanzierungsgrenzen stößt.“ Für den Wettbewerb sei die AGO in Dortelweil gut aufgestellt. Das betreute Wohnen werde mit dem stationären Bereich in räumlicher Verbindung stehen. Bewohner könnten so lange selbstständig wohnen, wie sie es möchten, müssten nicht den Wohnort wechseln, wenn sie in stationäre Pflege gehen.

Allerdings sei das Grundstück noch nicht verkauft, betont Noch-Eigentümer Claus Fischer. Und nur mit einem gültigen Bebauungsplan sei das Pflegeheim genehmigungsfähig. Das letzte Wort haben daher die Parlamentarier. Bislang noch nicht offiziell veräußert ist auch das 5000 Quadratmeter große städtische Grundstück Am Hang auf dem Heilsberg. Dort will die Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH (HBB) über 145 Pflegeplätze verfügen, erläutert Simone Borzacchiello vom Sekretariat der HBB-Geschäftsleitung. Es werde einen separaten, beschützten Bereich mit einem eigenen Garten speziell für dementiell erkrankte Menschen geben. Auch in allen weiteren Wohnbereichen des Hauses sollen demente Bewohner betreut werden. Ein „betreutes Wohnen“ und Tagespflege seien an diesem Standort jedoch nicht vorgesehen. Etwa 80 Mitarbeiter will Domicil auf dem Heilsberg beschäftigen.

Eine Konkurrenz zu dem AGO-Projekt sieht die HBB nicht. „Das Grundstück des geplanten Pflegeheims im Ortsteil Dortelweil liegt eher zentrumsfern“, so Borzacchiello: „Wir sehen daher unabhängig dieser Entwicklung für einen integrierten Standort wie im Stadtteil Heilsberg, einen nachhaltigen Bedarf für ein qualitativ gutes Haus. Der Standort hat uns als Investor überzeugt. Wir gehen davon aus, dass ein langfristiger Bedarf für dieses Haus bestehen bleibt.“

Immerhin investiert die HBB Am Hang 18 Millionen Euro. Das Haus soll senioren- und behindertengerecht sein. Der Anteil der Einzelzimmer liegt bei 85 Prozent. Alle Zimmer sind mit modernsten Sicherheits- und Notrufsystemen ausgestattet und beinhalten ein eigenes schwellenloses Bad.

Bad, Notruf, Garten

„Die Größe der Zimmer liegt deutlich über den Richtlinien der Heimmindestbauverordnung“, betont Borzacchiello. Eine hauseigene große Küche, in der die Mahlzeiten stets frisch zubereitet werden und eine eigene Wäscherei komplettierten das Angebot für die künftigen Bewohner. Im großen Festsaal werde das „Domicil Café“ seinen Platz bekommen. Im hauseigenen Garten werde es durch ausgesuchte Bepflanzung möglich sein, die Jahreszeiten zu erleben.

Nachwuchsmangel sehen die Hanseaten nicht. „Die Domicil hat bis heute keine Probleme, qualifizierte Pflegekräfte zu finden“, sagt die HBB-Sprecherin: „In den 23 existierenden Häusern mit insgesamt 3879 Pflegeplätzen sind über 200 Auszubildende beschäftigt. Nachwuchskräfte kommen häufig aus den eigenen Reihen. Ein gutes Netzwerk ist im Rhein-Main-Gebiet durch die vorhandenen Häuser in Offenbach, Hanau und Frankfurt-Höchst entstanden. Mitarbeiterschulungen und Weiterbildungen werden in den Häusern an Ort und Stelle durchgeführt.“ Moderne Arbeitsplätze und geförderte Fort- und Weiterbildungen zeichneten das Unternehmen aus. Daher sei es möglich, Mitarbeiter auch von außerhalb zu gewinnen. Wann auf dem Heilsberg die Bagger rollen, ist noch offen. „Zunächst werden wir die vertraglichen Angelegenheiten mit der Stadt Bad Vilbel abstimmen und parallel muss Planungsrecht geschaffen werden“, erklärt Borzacchiello.