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Andere Triebwagen? – Ringen um eine Lösung für die Zustiegsprobleme bei der Niddertalbahn

Die Bürgermeister der Niddertalbahn-Kommunen fordern von RMV und der Bahn andere Triebwagen für das Stockheimer Lieschen. Selbst millionenteures Nachrüsten der Desiro-Triebwagen auf der Niddertalbahn genüge nicht.

Nidderau/Bad Vilbel. „Es ist alles andere, aber bestimmt nicht modern, vielleicht nur billig?“ Leserbrief-Schreiber Alwin Boekhoff aus Schöneck bringt den Ärger vieler Fahrgäste der Niddertalbahn von Stockheim via Nidderau, Niederdorfelden und Bad Vilbel nach Frankfurt auf den Punkt. Seit die Strecke im Dezember fast komplett auf Desiro-Triebwagen umgestellt wurde, häufen sich die Probleme: Zu wenig Platz, Ausfälle, tiefe Stufen beim Einstieg.

Immerhin: Die Engpässe scheinen behoben und bei der Pünktlichkeit erreicht das Stockheimer Lieschen „im Vergleich zu anderen Linien einen guten Schnitt“. Das erklären die Bürgermeister der Anrainerkommunen in einer gemeinsamen Erklärung – sechs Tage nachdem die Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr Niddertal (AGNV) tagte.

Niederdorfeldens Bürgermeister Klaus Büttner (SPD) hatte in der FNP das Ergebnis des Gesprächs bereits als „alles andere als befriedigend“ bezeichnet. Vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und der Bahn habe man sich konkrete Vorschläge erwartet. Das gelte besonders für das Problem, dass Fahrgäste eine 16-Zentimeter-Stufe vom Bahnsteig in die seit Dezember eingesetzten Desiro-Triebwagen bewältigen müssen. In Kilianstädten entsteht wegen der Kurvenlage des Bahnsteigs auch ein breiter Spalt zwischen Perron und Triebwagen.

„Keine nachhaltigen Lösungsmöglichkeiten“ habe die Bahn dafür präsentiert, moniert Nidderaus Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD).

2 Mio. für Umbau

Man reagiere längst auf die Probleme, hält Bahn-Sprecher Thomas Bischoff entgegen – über das hinaus, was RMV und Kommunen bestellt hätten und bezahlten. Statt in jedem Zug fahre in jedem Triebwagen ein Fahrgastbetreuer mit, der eine Rampe als Einstiegshilfe bediene, so Bischoff.

Zusätzlich prüfe die Bahn, ob die Desiros mit ausfahrbaren Trittstufen nachgerüstet werden könnten, die den Spalt überbrückten, erklärt RMV-Sprecher Peter Vollmer. Das werde zwei Millionen Euro kosten „und doch für keine hinreichende Sicherheit sorgen“, lehnen es die örtlichen Politiker ab. Doch auch die Bauten ließen sich schlecht anpassen, sagt der Bahn-Sprecher. „Wir können die Bahnsteige nicht umbauen“, erinnert er daran, dass diese vor fünf Jahren laut RMV-Vorgaben modernisiert wurden.

Für den Glauburger Bürgermeister Carsten Krätschmer (SPD) liegt deshalb die Forderung nach anderem Zugmaterial auf der Hand: „Der jetzt fahrende Desiro-Triebwagen ist für diese Strecke im Grunde genommen ungeeignet.“ Deshalb schaue sich die Bahn bundesweit nach Doppelstockwagen und anderen Triebwagen um, sagt Bischoff – was angesichts von Fahrzeugknappheit nicht leicht sei. Beide Varianten hätten zudem Schwächen: Stelle man auf Doppelstock um, seien erneut schwere Diesellok-Züge den ganzen Tag auf der Strecke unterwegs. „Das ist nicht wirtschaftlich.“

Außerdem hätten andere Triebwagen – genau so wie die Desiros – Einstiege in der Mitte der Fahrzeuge, die ja die Zustiegsprobleme in Kurvenbereichen erst auslösten, erinnert der Bahn-Sprecher. Angebote wolle man vorlegen: „Wir haben ja ein ureigenes Interesse daran, dass Fahrgäste und Kommunen zufrieden sind.“ Doch sei die Bahn einfach der falsche Adressat für derartige Forderungen: „Die Leistung auf der Niddertalbahn entspricht dem, was der RMV bestellt hat.“

Die Leistung zu verändern, sei keine Entscheidungen der Bahn, sondern des RMV und der Kommunen: „Wenn die Besteller etwas anderes möchten und wir es realisieren können, machen wir das“, sagt Thomas Bischoff. Ob das aber ins bisherige Budget passt, könne er erst sagen, wenn die Prüfungen erledigt seien. Mehr zahlen aber wollen die Kommunen ganz offensichtlich auch nicht: „Ideallösungen“, erklärt Bürgermeister Schultheiß, „sind weder kurzfristig realisierbar und auch nicht finanzierbar.“ (den)