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Daheim ist daheim – Störche lieben ihren Horst und überwintern in Gronau • Für Reisen nichts übrig

Bad Vilbel. Zart glitzert die Schneedecke in der Morgensonne. Im Gronauer Storchennest erheben sich Frieda und Fritz, machen Morgentoilette, stellen sich jeder auf ein Bein und halten Ausschau nach Klaus Hermann. Gronauer Störche lieben ihren Horst. Sie bleiben den Winter über da. Liegt Schnee, füttert Klaus Hermann die Stelzbeiner.

„Wenn ich mit dem Auto ankomme, warten die beiden schon im Horst auf mich“, sagt der Storchenvater. Jeden zweiten Tag fährt er mit einem gut gefüllten Eimer zur Storchenspeisung zum Gelände an der Gronauer Brücke. Für Menschen mag die geschlossene Schneedecke ein schöner Anblick sein, doch Störche haben es bei diesen Wetterverhältnissen schwer, Futter zu finden.

„Eigentlich müssten sie um diese Jahreszeit in Afrika sein“, sagt Hermann. Doch Frieda und Fritz gefällt es offensichtlich so gut in Gronau, dass sie seit Jahren gar nicht mehr auf Reisen gehen. „Warum, weiß keiner“, so der Vogelfreund. Mitten in einem 3000 Quadratmeter großen Gelände, das Hermann von seinen Schwiegereltern übernommen hat, wird der Tisch für die Langbeiner gedeckt. Reste von Schweine- und Rindfleisch, die der Gronauer Metzger Wenzel spendiert, breitet Hermann auf der Tischplatte aus – von den Vögeln beobachtet.

„Sie kommen aber nicht, wenn ich beim Tisch stehen bleibe“, sagt er und verzieht sich in sein Auto. Noch bevor die Störche abheben, kreist ein Graureiher hoch über dem Tisch, und in den nahen Baumwipfeln sammeln sich Krähen. Ein wenig Geduld ist nötig, dann breiten die beiden Störche ihre Schwingen aus und landen sachte neben und auf dem Tisch. Es wird gepickt und gepackt, schon fliegen sie wieder davon.

„Störche fressen gar nicht viel“, erklärt Klaus Hermann. Der Naturfreund ist spendabel.

Als Hermann 1999 Störche auf den Wiesen beobachtete, war er begeistert. „Wir bauen einen Storchenmast“, verkündete er seiner Frau. Im März 2000 war das Hochnest aufgestellt. „Jeder sagte, ich sei doch verrückt“, lacht der Vogelschützer. Ihm war das egal. Einen Monat später war schon ein Storchenpaar eingezogen. Seitdem sind 30 Junge geschlüpft und 24 davon abgezogen. Mittlerweile steht ein zweiter Horst in der Nähe. Dass er verrückt sei, habe schon lange niemand mehr zu ihm gesagt, lacht er.