Veröffentlicht am

Das Wort zum Sonntag: Sandburgen

Pfarrerin Ulrike Mey
Pfarrerin Ulrike Mey

Es ist Urlaubszeit, und das heißt gerade für Familien mit kleinen Kindern oft: Sandburgen-Zeit. Ich erinnere mich an unzählige. Aber was gibt es nutzloseres als Sandburgen zu bauen? Die Dinger hielten meistens nicht mal Stunden. Manchmal hat der „Erbauer“ sie selbst am Ende voller Freude zerschlagen. Am Ende ist nichts entstanden. Meine Kinder hat das nie gestört.

Aber manchmal kommt mir mein Leben so vor. Ich plane und organisiere, und was daraus wird, weiß ich nicht. Ich koche und wasche und nach kurzer Zeit ist alles gegessen oder wieder schmutzig. Ob die Kinder uns unsere Mühe danken, bleibt offen, und wer sich einmal am Arbeitsplatz an uns erinnert, wenn wir nicht mehr da sind, erst recht. Psalm 90 drückt dieses Gefühl ernüchternd aus: „Wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz. Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon.“ Manchmal kommt mir das Leben vor wie Sandburgen bauen: nichts bleibt.

Psalm 90 sagt weiter: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Wieso sollte ich klüger sein, wenn ich bedenke, dass ich sterben muss. Das ist doch noch ernüchternder, oder?

Mir fallen wieder unsere Kinder ein, denen der Bestand ihrer Sandburgen ganz egal war. Sie haben sie gebaut, weil ihnen das gerade Spaß machte. Sie lassen Sand durch die Finger rieseln, probieren wie er schmeckt und wie viel Wasser man dazu schütten muss, um etwas daraus zu bauen. Eigentlich sind die Kinder in dieser Hinsicht klug. Sandburgen und unser Schaffen sind beide vergänglich, die einen schneller, die anderen weniger rasch. Ich selbst bin vergänglich, sprich sterblich. Aber wenn ich nur das Ende beklage, nehme ich mir die Freude am Moment.

Das ist die Klugheit, von der Psalm 90 spricht: Den Augenblick zu genießen und nicht versuchen, etwas für die Ewigkeit zu schaffen. Es ist vergebliche Mühe. Das heißt doch, dass ich mich am Tun freuen darf und an dem Moment. Was ich mit Freude mache: Kochen oder Häuser bauen oder Kinder erziehen oder Sandburgen bauen, das bleibt nicht ewig. Das muss es aber auch nicht. Die Ewigkeit schenkt uns Gott. Darum: Viel Freude bei ihren „Sandburgen“.

Pfarrerin Ulrike Mey

Ev. Christuskirche Bad Vilbel