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Hoteliers sind sauer – Vorwurf: Neue Konkurrenz beim Berufsförderungswerk wird mit Steuergeld finanziert

Bad Viblel. Von „Wettbewerbsverzerrung“ spricht ein gutes Dutzend selbstständiger Hoteliers in Bad Vilbel und Umgebung mit Blick auf das „Hotel zu den Quellen“ mit Restaurant im Berufsförderungswerk (BFW). „Wir haben nichts gegen Mitbewerber, aber eine Quer-Subventionierung mit Steuergeldern, die wir mit bezahlt haben, nehmen wir nicht hin“, sagt der Inhaber des „Hotels am Kurpark“, Thomas Kester.

Eine Anzeige im neuen „Wegweiser durch unsere Stadt“, den es kostenlos im Rathaus gibt, erzürnt die Hotelbesitzer. „Genießen Sie diesen außergewöhnlichen Service und das Ambiente dieser besonderen Quelle mit seinen mehr als 70 Zimmern, über 100 Betten, einem hervorragenden Frühstücksbuffet und seinem Eventrestaurant mit Front-Cooking“ – so fordert das Hotel alle auf, die „als Veranstalter, Unternehmen, Institution oder Einzelperson das Besondere“ suchen. Es fehlt nicht der Hinweis, dass man als Gast „die Eingliederung behinderter Menschen“ unterstützt.

Kester beteuert, er und seine Kollegen hätten nichts dagegen, wenn öffentliche Gelder dafür verwendet werden, Menschen mit Behinderung ins Berufsleben einzugliedern. „Ich habe selbst eine Tochter mit Behinderung“, so Kester. Deshalb hätten er und mehrere Kollegen 2007 in einem Gespräch, an dem auch Bürgermeister Thomas Stöhr teilgenommen habe, nichts gegen ein Ausbildungshotel einzuwenden gehabt, das sich an Gäste aus dem Kreis von Sportvereinen und Verbänden für Menschen mit Behinderung wendet. BFW-Geschäftsführer Manfred Thrun habe damals versprochen, dass es nicht für die breite Öffentlichkeit gedacht sei.

Errichtet wurde das heutige Hotelgebäude 1993 bis 1995 als Internat, in dem Alleinerziehende mit ihren Kindern in Wohngruppen zusammen leben. Damit sollte vor allem jungen Müttern eine Umschulung im Rahmen der beruflichen Rehabilitation ermöglicht werden. Finanziert wurde das 24-Millionen-Mark-Projekt aus Steuergeldern des Landes Hessen. Hinzu addierten sich 3,5 Millionen Mark für die Erweiterung und Umgestaltung der Küche. Nun seien erneut öffentliche Mittel für den Umbau eingesetzt worden, so Kester. „Das sind auch Steuergelder von uns Hoteliers in Bad Vilbel und Umgebung. Es ist ein Unding, uns dafür eine subventionierte Konkurrenz vor die Nase zu setzen.“

Thrun hat kein Verständnis für diese Vorwürfe. Für den Hotel- und Restaurantbetrieb sei eigens eine – nicht gemeinnützige, sondern privatwirtschaftlich auf Gewinnerzielung ausgerichtete – GmbH gegründet worden. Das Land Hessen, Berufsgenossenschaften und öffentliche Institutionen seien bislang die Gesellschafter, doch es hätten bereits einige Unternehmen Interesse bekundet. Die GmbH habe für das Gebäude eine Pacht zu entrichten und zahle das Darlehen für den Umbau. Da es sich um ein Ausbildungshotel für langfristig 60 bis 100 Azubis als Hotelkaufleute, Hotel- und Restaurantfachleute sowie in hauswirtschaftlichen Berufen handle, seien die Kosten höher als in regulären Hotelbetrieben. Denn Ausbilder müssten bezahlt werden und der Besuch der Berufsschule sei zu gewährleisten. Die GmbH habe feste Verträge mit Verbänden und Firmen, die nicht zur Zielgruppe der anderen Hotels gehörten. „Sie gehen an der Konkurrenz vorbei“, so Thrun. Kester sieht darin vielmehr ein Indiz, dass über Jahrzehnte immer größer gebaut worden sei ohne jeden Plan.