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Kein Platz für Jugendliche – Heilsberger Bürger möchten „Zigeunerwiese“ zum Treffpunkt machen – Grüne bremsen Vorhaben aus

Den Jugendlichen auf dem Heilsberg fehlt ein Treffpunkt. Die Ami-Wiese ist bebaut, beim Christeneck tut sich nichts. Sie würden gern anpacken, um auf der „Zigeunerwiese“ wenigstens einen vorübergehenden Treff zu schaffen. Doch die Grünen stoppen das Projekt.

Bad Vilbel. „Egal, wo wir sind, irgendwer fühlt sich immer gestört, weil wir angeblich zu laut sind, oder auch nur durch unsere Anwesenheit“, sagt Thomas Neumann (17). Wenn dann Anwohner mit der Polizei drohen oder diese tatsächlich rufen, zögen sie weiter, bis sie erneut weggeschickt würden. Es gebe keinen Platz, wo sie sich aufhalten könnten.

Das macht es auch den Eltern nicht leicht. „Wir wissen nie, wo unsere Kinder gerade sind“, sagt Petra Schärpf. Andere Mütter und Väter stimmen zu. „Wenn wir sie suchen wollten, müssten wir den ganzen Heilsberg ablaufen.“ Deshalb unterstützt Schärpf, die auch in der Bürgerinitiative Heilsberg aktiv ist, einen Vorschlag aus den Reihen der Jugendlichen, die „Zigeunerwiese“ provisorisch herzurichten, damit sie sich dort aufhalten können. Ein ähnliches Projekt neben dem Efzet Forum in Dortelweil scheint erfolgreich.

Garage als Unterstand

„Die ’Zigeunerwiese’ ist ein Top-Platz“, sagt Stefan Wolf (15). Der Bolzplatz ist schon da, ein Schotterplatz zum Basketball-Spielen wäre nicht allzu aufwändig, und beim Bau einer Dirtbike-Bahn würden die Jugendlichen gern helfen. „Was wir von der Stadt brauchen, ist ein Bagger und einer, der ihn fährt“, sagt Stefan. Als Sitzmöglichkeit müssten nicht Bänke aufgestellt werden. „Baumstämme tun’s auch“. Notwendig sei ein Regenschutz. Im Gespräch mit Erstem Stadtrat Jörg Frank sei auch von einem Pavillon die Rede gewesen.

Eher zufällig fällt der Blick während des Gesprächs auf eine alte, verschmierte Garage im Gebüsch am Rand der Wiese. „Das Tor auf, und wir hätten einen Unterstand“, meint Stefan. Zudem könnte ein Graffiti-Workshop die Garage nur aufwerten. Eigentlich passt alles, stimmen die Mütter mit ihren Kindern überein. Die zentrale Lage, die Möglichkeit, mit Aktivitäten von der Wohnbebauung weg zu rücken, der Busbahnhof in unmittelbarer Nähe, sogar eine Toilettenanlage sei vorhanden.

Stefan hat sich in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates zu Wort gemeldet und erhielt von Efzet-Leiter Thomas Kahler die Bestätigung, dass die Jugendlichen nicht an den Rand gedrängt werden dürften. Schärpf berichtet, sie habe in einem Gespräch mit Sozialamtsleiterin Gesine Wambach und Bauamtsleiter Erik Schächer eine positive Rückmeldung auf ihren Vorschlag zu einer zeitnahen Ortsbegehung erhalten.

Umso verwunderter war die engagierte Bürgerin über eine E-Mail, die sie daraufhin von Manfred Kissing (Grüne) erhielt. Sie sei „weder die Ortsvorsteherin noch Mitglied des Ortsbeirates, noch Sprecherin der Jugendlichen, geschweige denn der Heilsberger Bevölkerung“. Ihm sei „auch nicht bekannt, dass Ihnen ein Auftrag erteilt wurde, mit dem Magistrat die Ausgestaltung der Freiflächen zu besprechen“, so Kissing. Er halte „Ihre Vorgehensweise für undemokratisch“ und lehne „diese Art, Politik zu machen, strikt ab“.

Ortsbegehung gestoppt

„Wir wollen kein parteipolitisches Geplänkel“, unterstreicht Jörg Dreiling, stellvertretender Vorsitzender der BI und Vater einer 13-jährigen Tochter. „Wir versuchen einfach, parteipolitisch neutral den Heilsberg für seine Bürger voran zu bringen.“ Schärpf unterstreicht, dass der Ortsbeirat in die Ortsbegehung einbezogen werden solle. Schächer hält es aber nun „nach den Einlassungen eines Mitglieds des Ortsbeirates für erforderlich, zunächst die Haltung des Ortsbeirates zu klären, bevor es weitergeht“. Da der Ortsbeirat voraussichtlich erst am 30. August wieder zusammentritt, ist das Thema erst einmal vom Tisch.

„Die Jugendlichen, die vor über zwei Jahren am Konzept für das Christeneck mit gearbeitet haben, sind mittlerweile erwachsen“, bemerkt Schärpf. Ständiges Versprechen, Hinhalten und Verschieben seien keine geeigneten Mittel, junge Leute an ein Engagement für die Allgemeinheit heran zu führen.