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Mittagstisch für einen Euro – Auch in Bad Vilbel gibt es Armut

Bad Vilbel. Pünktlich um 12 Uhr heizten Mechthild Leidinger und Heinz Heimbächer den Herd im Awo-Treff an. Putensteaks mit Bratkartoffeln, dazu ein Glas Wasser und als Nachtisch Fruchtjoghurt – dieses Menü gab es für exakt einen Euro. Ein Schnäppchen sollte das Angebot jedoch nicht sein, sondern vielmehr der Auftakt des Awo-Mittagstisches für Bedürftige. Dort aßen am ersten Tag 15 Menschen, berichtet Awo-Vorsitzender Rainer Fich.

Zunächst jeden Montag von 12.30 bis 14 Uhr soll künftig in der Wiesengasse 2 ein Angebot für sozial Schwache gemacht werden.

Arme gebe es auch in Bad Vilbel, und zwar mehr, als man mitunter denke, sagt Mitinitiator Hans-Joachim Hisgen. Es gebe in der reichen Quellenstadt mehr als 1000 Arme. Nach Angaben des Sozialdezernenten Jörg Frank (CDU) und der Jobkomm gibt es in der Quellenstadt 600 bis 700 Hartz-IV-Empfänger, hinzu kommen noch Asylbewerber und Bürger, die eine Grundsicherungsrente beziehen, erklärte Fich.

Am Premierentag wurden die ersten Besucher jedoch noch nicht nach ihrer sozialen Lage befragt. Unter ihnen waren viele Gesichter aus dem Awo-Vereinsleben. Die Aktion finanziert vorerst allein die Awo, bis auf die Nachtischspende des Rewe-Supermarktes. Man hoffe aber auf Zuschüsse der Stadt, so Hisgen.

Das Angebot ist indes keine Tafel, bei der Helfer Lebensmittelspenden zubereiten. „Dieser Begriff ist rechtlich geschützt“, so Hisgen. Eine solche Bad Vilbeler Tafel planten jedoch derzeit die Nachbarschaftshilfe und die Bürgeraktive. In dieses Angebot könne sich die Awo mit zwei Wochentagen einbringen. Für den Mittagstisch stehe bereits die Zusage eines Sponsors bevor.

Um auch Familien mit Kindern anzusprechen, hat der Awo-Treff bis 14 Uhr geöffnet. Dort gibt es Platz für bis zu 30 Personen. Wenn die gekauften Zutaten verbraucht seien, könne vom Metzger nebenan etwas nachgekauft werden, so Hisgen. Wenn die Nachfrage deutlich steige, könne das Mittagessen auch von der Küche des Berufsförderungswerkes geliefert werden, sagt Hisgen weiter. Dessen Chef Manfred Thrun ist der Awo auch als Wetterauer Kreisvorsitzender verbunden. Die Awo hat mit Flugblättern vor allem in Gegenden mit sozialem Wohnungsbau, wie am Niddablick, in der Büdinger und in der Homburger Straße, für das Mittagsangebot geworben.

Spenden und Hilfe können bei der Awo unter der Rufnummer (0 61 01) 6 43 55 angeboten werden. Die Bad Vilbeler Awo hat das Mittagstisch-Projekt auf zunächst drei Monate angelegt. Sie bietet außerdem wöchentlich eine kostenlose Schuldnerberatung an. (dd)