Veröffentlicht am

Philosophie der Liebhaberei – Geschwätz über Zylinderköpfe soll Gespräche der Weiblichkeit nicht stören

Bad Vilbel. Frühling, Sonne Vogelgezwitscher – da hält es Oldtimer-Freunde nicht mehr zu Hause. Am Sonntag brachen sie in 13 herrlich glänzenden Fahrzeugen auf zu ihrer ersten Ausfahrt nach Büdingen. Als hätte einer die Zeit zurückgedreht. Es ist Sonntag, 9.30 Uhr, als sich die ersten stolzen Besitzer mindestens 30 Jahre alter Mercedes, Fiat, Opel und weiterer Zeugnisse meisterlichen Automobilbaus am Kurhaus sammeln. Doch wer glaubt, die Karossen könnten schwächeln, irrt gewaltig. Sie sind besser gepflegt und gewartet als die meisten neuen Autos. Sie sind für ihre Besitzer kein Fahrzeug, das dem Transport dient. Sie sind Liebhaberei, Steckenpferd und Lebensanschauung.

„Natürlich macht das alles noch viel mehr Spaß mit Freunden in einer so harmonischen Clique, zu der wir zusammengewachsen sind“, sagt der Chef der lockeren Gruppe, Ingo Waldschmidt. Ursprünglich aus einer Initiative des Seniorenbüros hervorgegangen, sind sie längst flügge geworden. Wenn alle zum Stammtisch kommen, sitzen rund 20 Männer aus Bad Vilbel, Karben, Altenstadt, Wöllstadt, Niddatal, Nidderau und sogar aus Frankfurt am Tisch im Nebenraum des Restaurants „Alt-Athen“, um über ihr Hobby zu fachsimpeln. Ihre Frauen eröffnen vor der Tür einen separaten Damentisch.

„Nein, wir sind nicht frauenfeindlich“, beeilt sich Waldschmidt zu betonen. „Wir schätzen sie sehr. Aber wenn wir Dumpfbabbler uns hier über Zylinderkolben, Scheinwerfer und Felgen unterhalten, würden wir nur die intellektuellen Gespräche der Weiblichkeit stören. Deshalb ist es besser, wir sitzen getrennt.“

Lachend geben die Frauen ihren Männern Recht: „Dem Zusammenhalt tut das keinen Abbruch. Und wenn’s drauf ankommt, setzen wir uns schon durch.“ Sie lassen ihre Männer gern Mechaniker, Bastler und Schrauber sein, wenn sie sich in einer Garage treffen, um ihre Gefährte auf Vordermann zu bringen. Aber wenn’s um die Ausflugsziele geht, reden sie ein gewichtiges Wort mit. Seligenstadt, Bad König und sogar für drei Tage Rothenburg ob der Tauber wurden im vergangenen Sommer angesteuert. Selbstverständlich fehlten die Oldtimerfreunde nicht beim Oldtimertreffen in Massenheim. Und als ganz besonderes Erlebnis bleibt den Männern und Frauen gleichermaßen die Oldtimer-City in Frankfurt in Erinnerung. Dort schmückte sich im Spätherbst die Zeil mit Massen von Oldtimern.

Die Ausfahrt in diesem Jahr führt die Oldtimerfreunde bereits vom 11. bis 13. Mai in die Rhön. Quasi als Generalprobe diente am Sonntag der Ausflug nach Büdingen mit Schlossführung, Stadtrundgang und einem Besuch des 50er-Jahre-Museums. Noch schöner war der Tag, weil er mit der Taufe des neuen Citroen 11 BN, Baujahr 1953, von Rolf Stockbauer vor der Abfahrt begonnen hatte. Die 55 PS der 1900-Kubik-Maschine mit einer Höchstgeschwindigkeit von 110 Stundenkilometern wollte der stolze Besitzer aber nicht ausreizen. Immerhin wurden nur 750 000 Exemplare dieser bereits 1934 entworfenen Limousine hergestellt.

Die Oldtimerfreunde Bad Vilbel treffen sich jeden letzten Donnerstag im Monat im Restaurant „Alt-Athen“ in der Frankfurter Straße 153. Infos gibt es auch im Seniorenbüro, Telefon (0 61 01) 60 23 16 oder beim Vorsitzenden Ingo Waldschmidt unter (0 60 47) 51 51.